Hannover/Tokio. Zwei Jahre nach dem Unglück konnte sich Cäsium-137 verteilen

Eine Studie von Hannoveraner Wissenschaftlern zu den Umweltauswirkungen des Atomunglücks von Fukushima hat massive Versäumnisse des japanischen AKW-Betreibers Tepco aufgedeckt. Durch Erdarbeiten im August 2013, mehr als zwei Jahre nach der Reaktorkatastrophe, auf dem Gelände des größtenteils zerstörten Atomkraftwerks seien 300 Giga-Becquerel des radioaktiven Cäsium-137 freigesetzt und vom Wind weitergetragen worden, teilte die Universität Hannover am Mittwoch mit. Die Einheit Becquerel bezeichnet die Anzahl der radioaktiven Zerfallsprozesse.

„Die Ergebnisse in diesem Ausmaß haben uns überrascht, das haben wir nicht für vorstellbar gehalten“, sagte Georg Steinhauser vom Institut für Radioökologie und Strahlenschutz der Universität. Tepco habe offensichtlich die einfachsten Vorsichtsmaßnahmen wie etwa Abdeckungen mit Planen zur Staubunterdrückung und das Warten auf günstige Windverhältnisse außer Acht gelassen.

Aufgefallen sind die hohen Werte nördlich von Fukushima, weil japanische Wissenschaftler, die auch Co-Autoren der Studie waren, wenige Monate nach dem Unfall 2011 drei Luftfilterstationen rund um das Atomkraftwerk installiert hatten und die Werte wöchentlich auswerteten. „Auch die Bodenproben und verschiedene Modellrechnungen legen nahe, dass es sich um eine sekundäre Verfrachtung von nach dem Unfall bereits abgelagertem radioaktiven Material handelt, das bei Erdarbeiten im August 2013 freigesetzt wurde und direkt vom AKW-Gelände stammt“, erklärt Steinhauser.

Nach einem Erdbeben und einem Tsunami am 11. März 2011 hatten sich im japanischen Atomkraftwerk Fukushima Daiichi schwerste Störfalle ereignet. Große Mengen radioaktiver Stoffe wurden freigesetzt und kontaminierten Luft, Wasser, Böden und Nahrungsmittel.