Zürich. Forscher haben Belastungen in 49 Ländern untersucht. Verheerende Folgen durch Blei oder Quecksilber

Etwa 95 Millionen Menschen auf der Welt sind einer Studie zufolge unmittelbar von den sechs schlimmsten Umweltgiften bedroht. Die verheerendsten Auswirkungen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen hat demnach Blei. Das geht aus dem Umweltgiftreport 2015 der Schweizer Stiftung Green Cross und der international tätigen Non-Profit-Organisation Pure Earth (New York) hervor. Experten stellten den Bericht gestern in Zürich vor.

Für die Studie wurden Umweltbelastungen in 49 Ländern untersucht, darunter Indien, Russland, Mexiko und Indonesien. Daten aus EU-Ländern sind in dem Report nicht enthalten.

Erkrankungen durch Umweltgifte seien im Gegensatz zu Infektionskrankheiten wie Aids, Tuberkulose und Malaria ein unterschätztes Problem, sagte David Hanrahan von Pure Earth. Im Jahr 2012 seien geschätzte acht Millionen Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern an den Folgen des Kontakts mit verseuchter Luft, verunreinigtem Wasser oder kontaminierter Erde gestorben. Im selben Zeitraum starben etwa eine Million Menschen an Malaria und Tuberkulose.

Das weltweit verheerendste Umweltgift ist der Studie zufolge Blei. Etwa 26 Millionen Menschen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommensniveau sind demnach direkt dem Schwermetall ausgesetzt. In hohen Konzentrationen sind Bleivergiftungen tödlich. Ebenfalls sehr hoch seien die Belastungen durch Quecksilber, sechswertiges Chrom, Radionuklide, Pestizide und Cadmium.

Weltweit haben die Organisationen Green Cross und Pure Earth mehr als 3200 massiv mit Umweltgiften kontaminierte Orte registriert. „Wir gehen jedoch davon aus, dass diese lediglich ein Bruchteil der tatsächlichen Zahl darstellen“, sagte Richard Fuller von Pure Earth. „Der entscheidende Faktor bei der Vermeidung ist das Abfallmanagement“, sagte Christiane Schnepel vom Umweltbundesamt. Wenn ein Produkt in Umlauf gebracht werde, etwa quecksilberhaltige Energiesparlampen, müsse es ein entsprechendes Entsorgungssystem geben. In Deutschland gebe es daher keine derartige Exposition mit den in dem Report untersuchten Schwermetallen. In vielen Drittstaaten existiere ein derartiges System aber nicht.