Hamburg. Untersuchungen auf Hautkrebs sind Teil der großen Gesundheitsstudie des UKE, an der 45.000 Hamburger teilnehmen.

Ein dunkler Fleck auf der Haut bringt so manchen ins Grübeln. Ist es nur ein harmloser Leberfleck oder vielleicht doch ein Hautkrebs? Denn die Zahl dieser Tumorerkrankungen nimmt ständig zu, nicht nur bei schwarzem Hautkrebs (Melanom), sondern auch beim hellen Hautkrebs (Basaliom und Spinaliom). „Die Zahl der Neuerkrankungen liegt zurzeit nach unseren Hochrechnungen bei über 400.000 pro Jahr. Davon sind etwa 50.000 Melanome und 390.000 helle Hauttumoren“, sagt Prof. Matthias Augustin, Direktor des Instituts für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen am UKE.

Antworten auf die Frage, warum immer mehr Menschen an Hautkrebs erkranken, erhoffen sich Augustin und seine Kollegen am Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) von der Hamburg City Health Studie (HCHS), die jetzt startet und in der 45.000 Einwohner der Hansestadt regelmäßig untersucht werden sollen.

Zu den regelmäßigen Untersuchungen der Teilnehmer gehört auch ein Hautcheck des ganzen Körpers. „Wir dokumentieren alles, was wir finden, aber in den wissenschaftlichen Fragestellungen konzentrieren wir uns auf vier Schwerpunkte: Hautkrebs, chronische Entzündungen, insbesondere die Schuppenflechte, Allergien und chronische Wunden“, so Augustin.

Eine zentrale Frage beim Hautkrebs ist seine Herkunft. „Wir wollen anhand von Befragungen und körper­lichen Merkmalen der Untersuchten ableiten, aus welchen Risikofaktoren Hautkrebs tatsächlich entsteht. Sowohl für den schwarzen wie für den hellen Hautkrebs ist noch nicht so ganz klar, wer ein besonders hohes Risiko hat und welche Konstellation von Risikofaktoren letztendlich zum Auftreten des Krebses führt, auch wenn wir wissen, dass das UV-Licht der Sonne der größte Risikofaktor ist“, sagt der Dermatologe. In der Studie wird untersucht, ob das persönliche Wohnumfeld, das Arbeitsumwelt und das Freizeitumfeld für die Entstehung des Krebses eine Rolle spielen. „Auf der biochemischen und der genetischen Ebene wollen wir prüfen, ob wir Biomarker finden, mit denen ein solcher Krebs frühzeitig festgestellt werden kann.“

Momentan gibt es zur Früherkennung eine Untersuchung der Haut beim Dermatologen, die gesetzlich Versicherten alle zwei Jahre kostenlos durchführen lassen können. „Diese Untersuchung nehmen zurzeit etwa acht Millionen Menschen in Deutschland in Anspruch, ein gutes Drittel der Berechtigten“, sagt Augustin. Am häufigsten tritt Hautkrebs im höheren Alter auf. „Die höchste Erkrankungsrate für das Melanom haben die 65- bis 80-Jährigen. Aber bei beiden Geschlechtern nimmt die Zahl schon ab 40 deutlich zu. Frauen sind im Alter unter 60 Jahren deutlich häufiger betroffen als Männer. Bei hellem Hautkrebs haben Menschen über 70 die höchste Erkrankungsrate“, so Augustin.

Die meisten dieser Tumoren kann der Hautarzt bereits mit bloßem Auge erkennen. „Bei Verdacht entnehmen wir eine Gewebeprobe, um die Diagnose sicher stellen zu können. Als Hilfsmittel bei der Diagnostik nutzt der Dermatologe ein Auflichtmikroskop und kann damit durch die Vergrößerung die Feinstruktur vor allem beim Melanom noch besser erkennen“, sagt Augustin.

Es sollte auch jeder selbst seine Haut regelmäßig untersuchen. Weist ein Fleck nach der sogenannten ABCDE-Regel eines der folgenden Merkmale auf, sollte man einen Hautarzt aufsuchen, weil es sich um schwarzen Hautkrebs handeln kann. A – (Asymmetrie): Der Fleck ist nicht symme­trisch, beispielsweise nicht rund oder oval, B – (Begrenzung): Er hat unregelmäßige oder unscharfe Ränder, C – (Colour, Farbe): Der Fleck ist unterschiedlich stark pigmentiert oder ist mehrfarbig, D – (Durchmesser): Der Durchmesser ist größer als fünf Millimeter, E– (Erhabenheit/Entwicklung): Der Fleck ist neu und erhaben, in kurzer Zeit entstanden auf sonst flachem Grund.

Hauptrisikofaktor für alle drei Hautkrebsarten ist das UV-Licht

„Bei folgenden Symptomen sollte man einen Hautarzt zurate ziehen, denn sie können auf einen hellen Hautkrebs hinweisen: wunde Stellen, die nicht innerhalb weniger Wochen abheilen, und Verhornungen, die immer wiederkehren, insbesondere an Stellen, die vermehrt dem Sonnenlicht ausgesetzt sind“, sagt Augustin.

Prof. Matthias
Augustin, Direktor
des Instituts für
Versorgungsforschung
in der
Dermatologie und
bei Pflegeberufen
am UKE
Prof. Matthias Augustin, Direktor des Instituts für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen am UKE © Jochen Koppelmeyer

Die Therapie ist bei allen Formen nach Möglichkeit die operative Entfernung des Tumors mit einem Sicherheitsabstand im gesunden Gewebe. Hat sich der Tumor schon verbreitet, werden auch Chemo- und Immuntherapien eingesetzt. „Zum Beispiel werden bei der passiven Immuntherapie Biologika eingesetzt. Das sind maßgeschneiderte Moleküle, mit denen bestimmte Signalübertragungswege der Tumoren für Wachstum oder andere wichtige Funktionen geblockt werden. Damit kann das Tumorwachstum zum Teil vermindert werden“, sagt Augustin.

Das Wichtigste ist die Prävention: „Hautkrebs ist die Tumorart, die am allerstärksten durch Verhaltensänderung vermeidbar wäre“, sagt Augustin. Hauptrisikofaktor für alle drei Hautkrebsarten ist das UV-Licht. „Es geht im Wesentlichen darum, dass man die UV-Last so weit reduziert, dass die Haut nicht überfordert ist und mit einem Sonnenbrand reagiert. Die Vermeidung von wiederholten Sonnenbränden, vor allem in der Kindheit und Jugend, ist ein zentrales Ziel der Prävention“, sagt der Hautarzt. Das erreiche man dadurch, dass man die Haut langsam an die UV-Last der Sonne gewöhne. „Beim Verhalten ist mit am wichtigsten, dass man sich in den Stunden der stärksten Sonneneinstrahlung von 11 bis 15 Uhr nicht ungeschützt in der Sonne aufhält“, sagt Augustin.

Zudem sollte man die Haut durch Kleidung wie zum Beispiel Hut und T-Shirt vor der Sonne schützen. Hundertprozentigen Schutz bietet bei gleißender Sonne nur Kleidung, die einen UV-Schutz enthält. „Aber es ist ein deutlicher Unterschied, ob jemand mit nackter Haut in der Sonne ist oder ein weißes T-Shirt trägt. Sonnenschutzmittel sollten wasserabweisend sein und einen ausreichend hohen Lichtschutzfaktor enthalten. Dieser ist abhängig vom Hauttyp. Der nordische Typ mit heller Haut braucht einen Lichtschutzfaktor von mindestens 30, bei Menschen mit dunkler Haut wie etwa ein Nordafrikaner reicht ein Lichtschutzfaktor von 10 bis 30“, rät Augustin.