Neuchâtel. Die Pieps-Laute der Menschenaffen könnten bei gemeinsamen Vorfahren entstanden sein

Bestimmte Rufe von Bonobos sind mit Tönen menschlicher Säuglinge vergleichbar und stellen möglicherweise eine frühe Übergangsform zur Sprache dar. Das vermutet ein Team um Zanna Clay von der Schweizer Universität Neuchâtel im Journal „PeerJ“. Die zur Gattung der Schimpansen zählenden Bonobos äußern ihre typischen „Peep“-Töne, die sich stark ähneln, in grundlegend verschiedenen Situationen. Vermutlich hänge ihre Bedeutung daher, ähnlich wie bei vielen Lauten menschlicher Babys, vom jeweiligen Kontext ab.

Die Forscher analysierten in der Demokratischen Republik Kongo Rufe einer Bonobo-Gruppe von etwa 40 Tieren. Die Autoren beschreiben die charakteristischen „Peeps“ als hohe, kurze Töne, die die Bonobos mit geschlossenem Mund und meist neutraler Miene äußern. Dies tun sie in sehr unterschiedlichen Situationen – etwa beim Essen, Laufen, Ruhen, bei der Fellpflege, beim Streiten oder als Warnung.

Unabhängig davon, ob es sich um neutrale, positive oder negative Gefühle handelte, waren die Laute akustisch kaum voneinander zu unterscheiden, schreiben die Forscher. Zum Vergleich: Andere Tiere setzen bestimmte Töne nur in ganz speziellen Situationen ein. Dass bei den Bonobos die Bedeutung vermutlich vom Kontext abhängt, werten die Forscher als eine Voraussetzung für die Entwicklung von Sprache.

„Die Laute der Bonobos sind flexibel, denn die Töne tragen je nach Situation verschiedene Bedeutungen: ein sprachliches Merkmal, das wir auch bei menschlichen Säuglingen sehen“, schreiben sie. Die Töne der Bonobos könnten möglicherweise einen evolutionären Übergang von einfachen zu flexibleren Kommunikationsformen darstellen. Diese Art der Verständigung könnte bei gemeinsamen Vorfahren von Menschen und Bonobos vor etwa sechs bis zehn Millionen Jahren entstanden sein.

Der Bonobo-Forscher Martin Surbeck vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig hält eine andere Erklärung für möglich: „Vielleicht piepen Bonobos in ganz verschiedenen Situationen, um den Gruppenzusammenhalt zu stärken“, sagt er. Das täten auch andere soziale Arten wie etwa Erdmännchen.

Die früher als Zwergschimpansen bezeichneten Bonobos bilden zusammen mit dem Gemeinen Schimpansen die einzigen beiden Arten der Gattung Schimpanse.