Dresden/Hamburg. Schadstoff gelangte aus unbekannter Quelle im tschechischen Ústí in den Fluss

Aus noch unbekannter Ursache ist die Elbe an der deutsch-tschechischen Grenze stark mit dem Schadstoff PCB verschmutzt. „Das Sächsische Landesamt für Umwelt in Dresden misst seit Mai 2015 stark erhöhte PCB-Gehalte in der Elbe bei Schmilka“, sagt Dr. René Schwartz, Gewässerexperte bei der Hamburger Umweltbehörde. Die Schadstoffe heften sich an im Wasser schwebende Teilchen (Schwebstoffe). Der im Frühjahr gemessene Höchstwert (die Summe aus sechs PCB-Verbindungen) habe 6000 Mikrogramm pro Kilogramm Schwebstoff betragen, sagt Schwartz. Der bisherige Spitzenwert lag bei 500 Mikrogramm.

Polychlorierte Biphenyle, kurz PCB, wurden über Jahrzehnte verbreitet als technische Substanzen eingesetzt und sind heute relativ häufig auftretende Umweltschadstoffe. Noch seien die dioxinähnlichen Substanzen nicht flussabwärts bis in den Hamburger Raum gelangt, sagt Schwartz: „An der Wassergütemessstelle in Seemannshöft wurden keine erhöhten Werte festgestellt.“ Bislang zeigen die Messungen bis gut 200 Kilometer flussabwärts der tschechischen Grenze erhöhte Werte an. Es sei davon auszugehen, dass es auch im Bereich der hamburgischen Tideelbe zu einem messbaren PCB-Anstieg komme, so der Gewässerkundler.

Zudem droht auch nach Monaten noch Unheil: „Aufgrund der derzeitigen Niedrigwassersituation im Bereich der mittleren und oberen Elbe werden sich die mit PCB beladenen Schwebstoffe bevorzugt in Stillwasserbereichen wie Buhnenfeldern, Altarmen oder Häfen ablagern. Mit dem nächsten Hochwasser werden diese Sedimente dann teilweise weiter stromabwärts geschwemmt, sagt Schwartz. Wie weit, hänge von der Hochwassersituation ab.

Belastetes Hamburger Hafensediment muss teuer entsorgt werden

Die potenzielle PCB-Quelle befinde sich nach Angaben der tschechischen Behörden im Ballungsraum von Ústí nad Labem. Da die Schadstoffe sich kaum im Wasser lösen, bestehe für das Trinkwasser keine Gefahr. Allerdings reichern sich die PCB im Fettgewebe von Fischen an. Die monatelange erhöhte Belastung sei in Elbfischen nachweisbar, so die Dresdner Umweltexperten; der Schadstoffgehalt sei etwa doppelt so hoch wie der langjährige Durchschnittswert. „Der geltende Vorgabewert für den Fischverzehr von 0,125 Milligramm pro Kilogramm wird nur bei Barben und Rapfen überschritten“, teilte das Umweltamt mit. Andere Angelfische (Nase, Blei, Döbel) seien „unterhalb der zulässigen Höchstwerte“ belastet.

Auf Hamburg könnte vor allem ein anderes Problem zukommen: Zur Hafenunterhaltung werden jährlich rund fünf Millionen Tonnen Sediment ausgebaggert. Wenn diese mit Schadstoffen belastet sind, müssen sie teuer entsorgt werden. Bislang spielten dabei andere Schadstoffe eine Rolle, vor allem Abbauprodukte des Pestizids DDT, die Chemikalie Hexachlorbenzol und Tributylzinn, ein Wirkstoff in Schiffsanstrichen, der den Rumpf vor Bewuchs schützt.