Los Angeles. Forscher fordern Einfuhrverbot von lebenden Amphibien aus Asien zum Schutz der heimischen Tiere

Einen sofortigen Einfuhrstopp von lebenden Salamandern nach Nordamerika fordern US-Amphibienexperten im Fachmagazin „Science“. Vor allem mit Amphibien aus Asien könne ein gefürchteter Pilz eingeschleppt werden, der eine erhebliche Gefahr für die heimischen Salamander-Populationen darstelle. Nordamerika ist ein Hotspot der Salamander-Artenvielfalt, 48 Prozent aller bekannten Arten seien dort heimisch, schreiben die Wissenschaftler von der University of California.

Der Pilz Batrachochytrium salamandrivorans wurde 2013 als Ursache eines bis dato mysteriösen Massensterbens unter Salamandern und Molchen – den Schwanzlurchen – in Europa ausgemacht. Er raffte vor allem Feuersalamander dahin. Forscher aus Belgien vermuteten damals, dass der Pilz über den Tierhandel aus Asien nach Europa eingeschleppt wurde. Die in Asien lebenden Populationen scheinen mit dem Erreger gut klarzukommen.

In Nordamerika ist der Pilz nach Angaben der Forscher bisher nicht nachgewiesen. Damit sich das nicht ändert, fordern sie nun ein sofortiges Einfuhrverbot von Salamandern und Molchen. „Das ist eine unmittelbare Bedrohung und ein Fall, bei dem politische Maßnahmen eine sehr positive Wirkung haben können“, sagt Studienleiter Vance Vredenburg.

Die Forscher hatten in einer Studie das Ausmaß der Bedrohung für die heimischen Salamander und Molche untersucht. Sie ermittelten dazu unter anderem, wo sich der Pilz aufgrund des vorherrschenden Klimas theoretisch ausbreiten könnte und welche Arten von Amphibien dort leben. So identifizierten sie drei Hochrisiko-Zonen: im Südosten der USA, im Westen und im Hochland von Zentralmexiko. Dort lebten viele Arten, die für den Pilz empfänglich sind.

Die Orte, an denen die meisten Salamander gehandelt werden, liegen in oder nahe dieser Hochrisiko-Gebiete, ergab eine Auswertung von Handelsangaben. Asiatische Salamander und Molche werden weltweit für die private Tierhaltung verschickt und verschifft: Zwischen 2010 und 2014 wurden 779.000 Salamander in die USA importiert, 99 Prozent davon aus Asien, berichten die Forscher weiter.

Neben einem Einfuhrverbot fordern die Wissenschaftler eine verbesserte internationale Infrastruktur, um die Ausbreitung des Pilzes und anderer Infektionskrankheiten im Freiland zu überwachen und zu stoppen.

Der Salamander-Pilz macht Naturschützern auch in Deutschland Sorge. „Wir haben Hinweise darauf, dass er auch hier bereits aufgetaucht ist“, ­erläutert Tom Kirschey, Amphibienexperte beim Naturschutzbund Deutschland. Ein gesicherter, genetischer Nachweis der Pilzinfektion stehe noch aus, Untersuchungen der Haut zeigten jedoch charakteristische Spuren. B. salamandrivorans ist ein naher Verwandter von B. dendrobatidis, der seit seinem epidemischen Auftauchen in den 1980er-Jahren zahlreiche Amphibien dezimiert oder sogar ausgelöscht hat.