Philematologie – so heißt die wissenschaftliche Erforschung des Kusses. Kulturanthropologin Ingelore Ebberfeld zufolge ist Küssen nicht angeboren – denn nicht alle Ethnien tun es. Warum geküsst wird, darüber streitet die Wissenschaft. Viele gehen davon aus, Küssen komme von der Brutpflege und habe sich aus dem Fütterungsritual entwickelt. Bei vielen Tieren, auch bei einigen noch ursprünglich lebenden Völkern, gibt die Mutter vorgekaute Nahrung von Mund zu Mund an ihr Kinder weiter. Manche Forscher sehen dies als möglichen Ursprung des Küssens. Ebberfeld sieht das anders: „Wenn es eine sexuelle Kontaktaufnahme zwischen Säugetieren gibt, dann ist ein Beschnüffeln und Belecken am Hinterteil nicht unüblich. Und diese Geste hat sich beim Aufrichten des Menschen von unten nach oben verlagert.“ Es sei noch immer ein Abtasten, Beriechen und Belecken.