Chicago.

Nur zwei kleine Änderungen im Erbgut haben aus einem relativ harmlosen Darmbakterium den gefährlichen Pesterreger gemacht. Das haben US-Forscher von der Northwestern University Feinberg School of Medicine in Chicago anhand von genetischen Analysen und Versuchen mit Mäusen herausgefunden. Über ihre Ergebnisse berichten sie in der Fachzeitschrift „Nature Communications“.

Das Bakterium Yersinia pestis verursacht die lebensgefährliche Pest. Es hat sich aus dem Darmbakterium Yersinia pseudotuberculosis entwickelt, das Krankheiten im Verdauungstrakt auslösen kann, ohne wirklich gefährlich zu werden. „Jedoch ist nicht bekannt, wann Yersinia pestis die Fähigkeit erwarb, eine fulminante Lungenentzündung zu verursachen“, schreiben die Forscher. Sie gingen von der Beobachtung aus, dass moderne Pesterreger das Enzym Pla herstellen können. Einige ältere Stämme, die noch in Wühlmäusen zu finden sind, können dies nicht. Dazu gehört Pestoides F, der bei Mäusen keine Lungenentzündung auslöst. Versetzten die Forscher Pestoides F durch eine genetische Veränderung in die Lage, Pla zu produzieren, löste der Erreger Lungenentzündungen aus. Die Möglichkeit, Pla herzustellen, erhielt der Pesterreger durch ein Plasmid, einen ringförmigen Erbgutträger außerhalb der Chromosomen. Die Forscher vermuten, dass Yersinia pestis das Plasmid durch Genaustausch mit anderen Darmbakterien erworben hat.

Das Gen zur Herstellung von Pla unterscheidet sich bei älteren und jüngeren Stämmen. Die sogenannte I-Variante wurde durch die T-Variante ersetzt. Beide Varianten lösen die Lungenentzündung aus, doch nur bei der T-Variante greift die Erkrankung rasch auf andere Organe wie die Milz über. Die Forscher sehen dies als Beleg dafür an, dass die Mutation von der I- zur T-Variante den Pesterreger befähigte, sich im ganzen Körper zu verbreiten. Erst damit seien die großen Pestpandemien in der späten Antike und im Mittelalter möglich gewesen.

Die Krankheit flackert weiterhin vor allem in Afrika immer wieder auf. Die Weltgesundheitsorganisation zählte 2013 insgesamt 783 Fälle.