Hamburg. Der Himmel über Hamburg im Juli

Erst vor wenigen Tagen begann der Sommer mit der „Sonnenwende“: Die Sonne hat ihre nördlichste Position erreicht; der längste Tag liegt hinter uns. Tatsächlich glauben viele, dass unser Planet im Sommer näher an der Sonne ist. Doch unsere Erde durchwandert am 6. Juli nicht etwa den sonnennächsten, sondern den sonnenfernsten Punkt ihrer jährlichen Bahn um unser Zentralgestirn.

152,1 Millionen Kilometer trennen uns jetzt vom Glutball Sonne – während im Winter, am 2. Januar, die Distanz „nur“ 147,1 Millionen Kilometer betrug. Dieser Entfernungsunterschied ist nicht die Ursache der Jahreszeiten, sondern vielmehr die Neigung der Erdachse zu ihrer Umlaufbahn. Im Juli sind auf der Nordhalbkugel deshalb die Tage lang und die Nächte kurz.

Bis tief in die Nacht leuchtet im Norden der Dämmerschein. Erst gegen 1 Uhr wird es für kurze Zeit dunkel genug, um auch lichtschwächere Sterne sehen zu können. Hinzu kommt der Mond mit seinem milden Schein. Gleich zweimal erreicht er in diesem Monat die Vollmondstellung: In der Nacht vom 1. auf den 2. Juli und vier Wochen später, am 31. Juli. Typisch für den Sommer steht der Vollmond dabei selbst um Mitternacht nur horizontnah, tief im Süden.

Erst nach dem 8. Juli ist die erste Nachthälfte frei von Mondlicht – bis zum 23. Juli. Danach tritt unser Erdtrabant wieder als dicker werdender Halbmond abends auf und kann durchaus auch störend wirken beim Blick zu lichtschwächeren Sternen. Unsere Himmelstour sollten wir trotz Mondschein aber unbedingt schon zu Monatsbeginn – und gleich nach Sonnenuntergang – beginnen. Denn der Juli beginnt mit einem spektakulären Treffen der beiden hellsten Planeten Venus und Jupiter. Etwa eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang kann sich über dem Westhorizont allmählich der helle „Abendstern“ Venus gegen die Abenddämmerung behaupten und wird als erstes Gestirn sichtbar, etwa elf Grad über dem Horizont. Knapp rechts über ihr, weniger als ein halbes Grad entfernt, taucht danach Jupiter auf.

Die ersten vier Juliabende bleiben die beiden Planeten recht eng zusammen, unweit des Sterns Regulus im Sternbild Löwe, der sich allerdings nicht gegen die helle Dämmerung behaupten kann. Auch danach bleibt das prächtige Paar erstaunlich nahe zusammen, denn Venus verlangsamt ihre Bewegung im Tierkreis und scheint auf den langsameren Jupiter, den sie zu Monatsbeginn überholt, zu warten. Am 23. Juli bleibt sie stehen und wird rückläufig, beginnt ihre westwärts gerichtete Bewegung. Venus zieht daher am 31. Juli erneut an Jupiter vorbei. Leider können wir diese Begegnung nicht mehr beobachten, denn beide Planeten verschwinden in der zweiten Monatshälfte im Glanz der Sonne. Bei guter Horizontsicht können wir am Abend des 19. Juli vielleicht noch die Begegnung der zunehmenden Mondsichel mit Venus verfolgen. Schon Ende August wird es ein Wiedersehen mit Venus geben – dann ist aus dem „Abendstern“ ein „Morgenstern“ geworden.

Sobald es gegen 23 Uhr schon dunkler geworden ist, zeigt sich über dem Südhorizont ein weiterer Planet: Es ist der Ringplanet Saturn, der bis nach Mitternacht zu sehen ist. Saturn leuchtet gelblich im Sternbild Waage. Der rötliche Stern Antares, der hellste Stern im Skorpion, funkelt ein Stück weit „links unterhalb“ des ruhig leuchtenden Saturn. Am 25. Juli finden wir den zunehmenden Mond rechts von Saturn in der Waage.

Wenn auch Venus, Jupiter und Saturn in diesem Monat am Abendhimmel die Hauptrolle spielen, so ist es doch ein kleiner, für unsere Augen unsichtbarer Zwergplanet, der ihnen in diesem Monat die Schau stehlen wird: dwer Pluto. Zwar gilt er seit wenigen Jahren und zum Bedauern vieler nicht mehr als Hauptplanet, so ist er doch Mittelpunkt der Forschung in diesem Monat: Am 14. Juli wird die Nasa-Raumsonde „New Horizons“ an dem fernen Zwergplaneten, weit draußen, vorbeirasen und uns erste Nahaufnahmen senden. Pluto steht am 6. Juli in Opposition zur Sonne und damit in diesem Monat die ganze Nacht an unserem Himmel. Er ist im nordöstlichen Teil des Sternbildes Schütze allerdings nur mit größeren Teleskopen als winziger Lichtpunkt zu identifizieren.

Hoch am Himmel fallen uns zwei helle Sterne auf, Arktur und Wega, die bei Anbruch der Nacht ungefähr gleich hoch stehen – Arktur im Südwesten und Wega hoch im Osten. Das Licht des rötlich-orangen Arktur benötigt 37 Jahre zu uns, von Wega immerhin 26 Jahre. Da diese beiden Sonnen somit zu unseren Nachbarsternen gehören und Arktur 150-mal und Wega immerhin 50-mal leuchtkräftiger als unsere Sonne sind, erklärt sich leicht, warum diese Lichter unseren sommerlichen Nachthimmel dominieren.

Während Arktur in den Julinächten immer tiefer sinkt, steigt Wega auf Richtung Zenit. Zusammen mit Deneb und Atair bildet sie das „Sommerdreieck“. Schon sind im Osten jedoch die ersten Anzeichen der nächsten Jahreszeit emporgestiegen: der Pegasus, das „Herbstviereck“, und daran anschließend die Sternenkette der Andromeda.

Online: Die Monatssternkarte ist auch erhältlich im Planetarium Hamburg oder kann im Internet zusammen mit dem dazu gehörenden Sternen-Podcast herunter geladen werden unter www.abendblatt.de/sterne