New York. Keine Lust mehr? Flibanserin soll für Frauen werden, was Viagra für Männer bedeutet. Experten warnen und geben ganz andere Tipps.

Ist der Name "Viagra für Frauen" irreführend? Einige Frauen leiden darunter, dass sie selten oder nie Lust auf Sex haben. Ein neues Medikament könnte ihnen helfen. Flibanserin hat in den USA gerade einen großen Schritt in Richtung einer Zulassung gemacht. Ein Ausschuss der Arzneibehörde FDA empfahl, die Pille zuzulassen. Das Arzneimittel soll die Libido der Frau ankurbeln, wenn Frauen ihre Unlust auf Sex stört. Wie funktioniert das und welche Frauen können davon profitieren? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Für Männer gibt es Viagra. Funktioniert Flibanserin ähnlich?

Nein. Auch wenn Flibanserin oft Pink Viagra oder „Viagra für Frauen“ genannt wird, hat es damit wenig zu tun. Viagra hat eine körperliche Wirkung: Es sorgt dafür, dass bei Männern mit Erektionsproblemen der Penis steif wird, wenn sie Lust empfinden. Flibanserin wirkt hingegen auf die Psyche von Frauen und soll der Lust auf Sex erst auf die Sprünge helfen.

Wie funktioniert diese Stimulation?

Die genaue Wirkweise von Flibanserin ist laut FDA nicht bekannt. Allerdings weiß man, dass das Medikament zum einen die Aktivität von dem als Glückshormon bekannten Dopamin und von Noradrenalin erhöht und die von Serotonin senkt. Das kann dazu führen, dass Frauen mit schwacher Libido im richtigen Moment mehr Lust auf Sex haben. Die Pille muss aber jeden Tag eingenommen werden.

Haben viele Frauen mit mangelnder Lust auf Sex zu kämpfen?

Das Problem ist relativ weit verbreitet. „Man muss davon ausgehen, dass 30 bis 40 Prozent der Frauen davon betroffen sind“, sagt Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte. Häufiger treffe es Frauen in langen Beziehungen. „Es gibt eine ganze Reihe von Gründen, warum Frauen keine Lust mehr auf Sex haben.“ Dazu gehörten Stress, Überlastung, Gewohnheit und körperliche Leiden.

Für welche Frauen ist Flibanserin geeignet?

Albring geht davon aus, dass das Medikament nur für einen kleinen Teil der betroffenen Frauen infrage kommt. Er schätzt, dass es weniger als zehn Prozent der Patientinnen sind. Den meisten könne mit Gesprächen und Ratschlägen geholfen werden. Erst wenn alle äußeren Einflüsse ausgeschlossen sind, sollte man zum Medikament greifen. Allerdings könnte allein das Wissen um einen medikamentösen Ausweg einigen Frauen helfen, glaubt Albring.

Wann könnte es Flibanserin in Deutschland geben?

Das ist schwer zu sagen. Bei der deutschen Zulassungsbehörde, dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), sei noch kein Antrag eingegangen, sagte eine Sprecherin. Auch bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA liegt nach Angaben einer Sprecherin kein Antrag vor. Noch ist das Medikament auch in den USA nicht zugelassen. Das Expertengremium der FDA schlug vor, vorerst noch mehr mögliche Nebenwirkungen zu erforschen.

Was sagen Frauenrechtsgruppen zu Flibanserin?

In den USA ist das Thema emotional aufgeladen. Nachdem die FDA 2010 und 2013 Flibanserin zunächst abgelehnt hatte, gab es heftige Proteste von Frauenrechtsgruppen. Sie warfen der Behörde Sexismus vor, weil sie Viagra zugelassen habe, nicht aber Flibanserin. Andere Gruppen behaupteten, das Unternehmen missbrauche die Aktivistinnen, um ein noch nicht als sicher bewiesenes Präparat durchzudrücken. (dpa/HA)