Heidelberg. Forscher nehmen Proben aus allen Weltmeeren, um mikroskopisch kleine Lebewesen zu kartieren

Dreieinhalb Jahre lang haben Hunderte Forscher die Zusammensetzung von Plankton in allen Weltmeeren untersucht. Für das internationale Mammutprojekt sammelten Wissenschaftler an Bord des Schoners „Tara“ Proben an 210 Stellen bis in eine Tiefe von 2000 Metern. Die Analysen, deren erste Resultate das Fachblatt „Science” nun in fünf Artikeln veröffentlicht, sollen diese weitgehend unbekannte Welt erschließen.

Bisher ist über die genaue Zusammensetzung von Plankton recht wenig bekannt. Dabei bilden die Organismen, die von Viren über Bakterien bis zu Meerestierchen reichen, die Lebensgrundlage für die Nahrungskette im Meer. Plankton produziert – in den sonnendurchfluteten oberen Meeresschichten – die Hälfte des weltweit gebildeten Sauerstoffs. Die Größe der einzelnen Organismen reicht von 0,02 Mikrometern bis zu zwei Millimetern.

Bei der Analyse erstellte eine Forschergruppe um Shinichi Sunagawa vom Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL) in Heidelberg einen Erbgutkatalog mit mehr als 40 Millionen Genen. Die meisten davon waren bislang unbekannt. Die Zusammensetzung der jeweiligen Planktongemeinschaften in den oberen Schichten hing vor allem von der Temperatur ab. Dies deutet darauf hin, dass die Erderwärmung starken Einfluss darauf haben dürfte.

Die Forscher zeigten auch, dass verschiedene Planktongemeinschaften durch die sogenannten „Agulhasringe“ zwischen Atlantik und Indischem Ozean – vor Kap Agulhas – aufgebrochen werden. „Es ist, als ob das Plankton an der Spitze Südafrikas kalt durchgespült wird“, wird Ko-Autor Daniele Iudicone von der Zoologischen Station Neapel zitiert. „Zusammen liefern diese Studien zwingende Belege für ausgedehnte Netzwerke von bisher versteckten biologischen Interaktionen im Meer”, schreiben US-Forscher in einem „Science“-Kommentar.