Hamburg. Scharfe Kritik an Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU). Sein Programm gegen multiresistente Keime im Krankenhaus sei nutzlos.

Die Ärzte in Hamburg drängen darauf, die Zahl der Todesopfer durch multiresistente Keime im Krankenhaus drastisch zu senken. Hamburg sei Vorreiter bei der Bekämpfung der tödlichen Keime, sagte der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg (KVH), Walter Plassmann. Umso schlimmer sei es, dass Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) jetzt ein 10-Punkte-Programm aufgelegt habe, das viel zu kurz greife und ineffektiv sei. „Wir können dies einschätzen, weil in Hamburg das Problem der multiresistenten Keime schon seit Langem auf vielen Wegen angegangen wird“, so Plassmann, „einen wirklichen Durchbruch wird es aber nur geben, wenn sich die Strukturen grundlegend ändern – hier kann sich Herr Gröhe auszeichnen.“

Rund 15.000 Menschen sterben jedes Jahr in Deutschland an multiresistenten Krankenhaus-Keimen. Zuletzt hatte ein Fall in Kiel für Aufsehen gesorgt. Hamburg schnitt in einer aktuellen Studie im bundesweiten Vergleich deutlich besser ab als beispielsweise Berlin. Hamburger Ärzte fordern, dass vor einem planbaren Krankenhausaufenthalt Patienten verpflichtend von einem niedergelassenen Arzt auf Keime untersucht werden. Bei Notfällen ist es schwierig, es gibt aber auch Schnelltests.

In Gröhes Plan werde lediglich angekündigt, man wolle eine solche Verpflichtung prüfen. „Warum nicht sofort umsetzen?“, fragen die Ärzte. Das koste zwar Geld, werde aber Menschenleben retten. Die Ärzte stellen sich eine bundesweite Aktion vor, „mit Fernsehspots, Großplakaten und U-Bahn-Werbung“.

Dr. Stephan Hofmeister, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KVH, sagte, dass Gröhes Programm nur unzureichend geeignet sei, die Gefährdung der Menschen durch multiresistente Keime einzudämmen: „Die Regelung ist viel zu kompliziert und nicht ausreichend praktikabel, um eine Flächenwirkung zu erzielen. Die wäre aber notwendig. Dafür gibt es bislang keine Mittel.“