Exeter.

Alte Schwertwal-Weibchen leiten in Notzeiten ihre Artgenossen zu überlebenswichtigen Futterplätzen. Die Tiere tragen so auch nach ihrer fort­pflanzungsfähigen Zeit zum Wohl der Gruppe bei, schreiben Forscher im Fachblatt „Current Biology“.

Vor allem wenn das Nahrungsangebot knapp ist, schlüpfen die Schwertwal-Weibchen demnach in die Führungsrolle. Die Untersuchung liefert nach Ansicht der Forscher Hinweise darauf, warum auch beim Menschen Frauen noch viele Jahre weiterleben, obwohl sie keine Kinder mehr kriegen können. Schwertwale, Kurzflossen-Grindwale und Menschen sind nach bisherigem Kenntnisstand die einzigen Lebewesen, die nach der Menopause – also nach dem Ende ihrer Fortpflanzungsfähigkeit – noch länger weiterleben. Aus evolutionärer Sicht sei allerdings nicht ganz klar, warum das so ist, schreiben die Forscher. Einer Hypothese zufolge hilft die Lebenserfahrung aber den Artgenossen.

Die Forscher von der University of Exeter (Großbritannien) prüften nun diese Annahme an einer Population von sogenannten ortstreuen Schwertwalen im Nordpazifik, vor den Küsten der USA und Kanadas. Diese Schwertwale fressen vor allem Königslachs. Die Weibchen bekommen ab etwa 40 Jahren keinen Nachwuchs mehr, sie können aber ein Alter von 90 Jahren und mehr erreichen. Die männlichen Schwertwale werden hingegen selten älter als 50 Jahre.

Die Forscher fanden heraus, dass die Gruppen meist von Weibchen angeführt wurden, die die Menopause schon hinter sich hatten. Vor allem, wenn die Lachse rar waren, übernahmen die älteren Weibchen die Führung. Lachsmangel kann die Wale das Leben kosten; das Wissen und die Erfahrung der älteren Weibchen sei also von erheblicher Bedeutung für die Population.

Beim Menschen werde oft angenommen, dass die Menopause nur ein Produkt der modernen Medizin und verbesserter Lebensbedingungen sei, sagt Studienleiter Darren Croft. Es gebe aber zunehmend Hinweise darauf, dass die Menopause beim Menschen mehr sei. „In Jäger-und Sammler-Gesellschaften helfen Frauen nach der Menopause ihren Verwandten und fördern so die Verbreitung ihrer Gene – indem sie Nahrung teilen. Vielleicht haben sie noch eine andere Ware geteilt: Information.“