Hamburg . Wissenschaftler sucht für ein Buchprojekt Dokumente und Zeitzeugen. Er interessiert sich besonders für Hamburgische Spracheigenheiten.

Vor 15 Jahren fand der Sprachwissenschaftler und Experte für Geheim- und Sondersprachen, Klaus Siewert, 61, in der Leserschaft des Hamburger Abendblatts Zeugen historischer, sogenannter Geheimsprachen in Hamburg und dokumentierte mit ihnen sprachliche Spezialitäten. Daraus entstand 2002 sein Buch über die Sprache der „Kedelklopper“ („Kesselklopfer“); das waren Hafenarbeiter, die zur Zeit der Dampfschifffahrt die undankbare Aufgabe hatten, mit Pickhämmern die in den Flammrohrkesseln abgelagerten Kalke abzuklopfen.

Mit Hilfe des Abendblattes fand der Sprachexperte aus Münster schließlich 77 Personen, auf deren Sprach- und Sachwissen das Buch beruht. Ein Jahr später forschte Siewert auf St. Pauli. Ergebnis war das Buch über den „Nachtjargon“, die Sprache der Kiezianer, das Siewert zusammen mit Stefan Hentschel herausbrachte. Zwei unbekannte Kiezlieder waren dem Buch auf einer CD beigelegt.

Siewert sucht nach Geheim- und Sondersprachen

Bei den Feldforschungen in Hamburg stieß der Wissenschaftler auf weitere historische und noch heute gesprochene Geheim- und Sondersprachen. Sie alle sollen in einem Band dokumentiert und beschrieben werden, der in diesem Jahr erscheint. Dabei geht es neben der Kedelkloppersprook und dem Nachtjargon um folgende sprachliche Besonderheiten aus Hamburg: das Jenisch der Schausteller vom Dom, die Viehhändlersprache, den Rockerjargon, das Steinkohlen-Englisch, eine Mitte des 19. Jahrhunderts im Hafen gehörte und mit dem Steinkohleimport aus England verbundene Sprache, die Löffelsprache, bo-Sprache, aw-Sprache, widew-Sprache, Rochadensprache, ZbisA-Sprache, das Rotwelsch der Handwerksburschen auf der Walz, auch Räubersprache genannt.

Auch nichtsprachliche, geheime Kommunikationsformen, wie die (historische) Zeichensprache der Zinken und Formen verdeckter Datenträgerübermittlung von heute (z. B. Stics im Karoviertel) sollen beschrieben werden. Siewert: „Auch nach jahrelangen Forschungen vor Ort gehen wir davon aus, dass es zu der einen oder anderen Sprache noch unbekannte Quellen und Dokumente gibt oder Gewährsleute, die zu dem Buch noch eigenes Wissen beisteuern können.“ Wer etwas beitragen kann, melde sich beim Autor (klaus.siewert@gmx.net).