Forscher haben den Grund für Heißhunger bei Kiffern entdeckt. Cannabinoide sorgen dafür, dass Nervenzellen Beta-Endorphin ausschütten.

Leipzig. Wissenschaftler haben biochemische Botenstoffe als den Grund für plötzliche Appetitanfälle von Cannabis-Konsumenten identifiziert. Die Cannabinoide wirkten auf Nervenzellen ein, die normalerweise den Appetit drosseln, teilte die an den Forschungen beteiligte Universität Leipzig am Donnerstag mit. Durch die Einwirkung der Droge entfalte sich bei ihnen jedoch die gegenteilige Wirkung.

„Es ist ja seit längerem bekannt, dass Konsumenten von Marihuana Heißhunger entwickeln“, sagte der Leipziger Mediziner Marco Koch: „Der Effekt tritt sogar dann auf, wenn ihr Magen gut gefüllt ist.“ Nun sei der sogenannte Cannabinoid-1-Rezeptor als Verursacher für die Appetitanregung ausgemacht worden. Noch nicht ganz geklärt sei allerdings, welche Mechanismen genau beim Heißhunger wirkten.

Für die vorliegende Untersuchung, die in dem Fachmagazin „Nature“ publiziert wurde, haben die Forscher eine Gruppe von Nervenzellen im Gehirn untersucht, die nach einer Mahlzeit aktiv werden und ein Sättigungsgefühl auslösen. Dabei handelt es sich um sogenannte POMC-Neurone. Sie drosseln normalerweise den Appetit, indem sie ein bestimmtes Hormon freisetzen.

Die Wissenschaftler injizierten nun komplett gesättigten Mäusen die Cannabinoide. Als diese danach weiter fraßen, vermuteten die Forscher zunächst, dass der Botenstoff die POMC-Neuronen ausschaltet. Bei der Studie sei jedoch festgestellt worden, dass die Neuronen im Gegenteil hoch aktiv waren und den Hunger noch mehr anfeuerten: Sie strömten das sogenannte „Hunger-Hormon“ Beta-Endorphin aus, das auch die Mäuse weiter fressen ließ.

Von den Ergebnissen erhoffen sich die Wissenschaftler nun auch einen medizinischen Nutzen. „Möglicherweise können unsere Ergebnisse beitragen, Therapien zur Behandlung von Essstörungen zu entwickeln“, sagte Koch.