Sonnensystem um Keppler-444 entstand vor 11,2 Milliarden Jahren, ist jedoch nicht bewohnbar

Göttingen. Ein internationales Team von Astronomen hat einen neuen Stern mit fünf Planeten von erdähnlicher Größe entdeckt. Das Sonnensystem sei das älteste, das je entdeckt wurde, wie das Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) in Göttingen mitteilte. Lebensfreundliche Welten haben demnach im Universum womöglich schon früher existiert als bisher angenommen.

Die Entdeckung des Sterns, dessen Geburtsstunde etwa 11,2 Milliarden Jahre zurückliegt, gelang den Forschern unter Leitung der britischen Universität Birmingham mithilfe von Messdaten des Weltraumteleskops „Kepler“. Damit ist dieses System fast zweieinhalb Mal so alt wie unser Sonnensystem, dessen Geburtsstunde 4,5Milliarden Jahre zurückliegt. Die Wissenschaftler berichten über ihre Entdeckung im Fachmagazin „Astrophysical Journal“. Zu der Studie trugen Forscher des MPS und der Universität Göttingen maßgeblich bei.

„Wir haben niemals etwas dergleichen gesehen: ein derart alter Stern mit einer großen Zahl kleiner Planeten, die ihn sehr speziell machen“, erklärte Daniel Huber von der Universität Birmingham, der zu den Co-Autoren der Studie gehört. Da der Stern mit dem Nasa-Weltraumteleskop „Kepler“ gefunden wurde, wurde er Kepler-444 genannt. Seine fünf Planeten sind ein wenig kleiner als die Erde, die 117 Lichtjahre entfernt liegt.

Das Planetensystem um den Stern Kepler-444 mutet laut MPS wie eine weit entfernte Ausgabe unseres eigenen inneren Sonnensystems mit den vier Planeten Merkur, Venus, Erde und Mars an. Allerdings umkreisen die Planeten, deren Größen jeweils zwischen denen von Merkur und Venus liegen, den sonnenartigen Stern in weniger als zehn Tagen in einer Entfernung, die nur ein Zehntel der Distanz der Erde zur Sonne beträgt. Sie sind damit zu heiß, um bewohnbar zu sein. „Es ist außergewöhnlich, dass ein so altes System von erdgroßen Planeten gebildet wurde, als das Universum gerade erst begann“, sagte Huber.

Für seine Auswertungen bediente sich das Forscherteam der Methoden der sogenannten Asteroseismologie: Mithilfe des Weltraumteleskops „Kepler“ beobachteten sie die natürlichen Schwingungen des Sterns Kepler-444. Diese Resonanzen werden von Schallwellen erzeugt, die im Stern gefangen sind und ihn zum Schwingen bringen. „Die Schwingungen verursachen winzige Helligkeitsschwankungen in dem Licht, das der Stern ins All strahlt“, erläutert MPS-Forscherin Saskia Hekker. „Ihnen können wir Durchmesser, Masse und Alter des Sterns entnehmen.“

Die Planeten um den fernen Stern wurden dann den Angaben zufolge in einem zweiten Schritt aufgespürt: Wenn ein Planet auf seiner Umlaufbahn aus Sicht des Weltraumteleskops vor seinem Stern vorbeizieht, verdeckt er ihn zum Teil und dämpft sein Licht. Daraus lässt sich das Größenverhältnis von Planet und Stern berechnen.

„Die neue Entdeckung hat weitreichende Folgen für unser Bild des Universums“, zitierte das MPS den Wissenschafter Tiago Campante von der Universität Birmingham, der die Studie leitete. Der Fund belege, dass während des Großteils der etwa 13,8 Milliarden Jahre währenden Geschichte des Universums Planeten von erdähnlicher Größe entstanden seien. „Wir halten es deshalb für denkbar, dass auch in den frühen Phasen des Universums lebensfreundliche Welten existiert haben könnten“, so Hekker.