Hamburg. Der Onlinehandel mit vom Aussterben bedrohten Tieren hat einer Studie zufolge deutlich zugenommen und ist in vielen Fällen illegal. Laut einer am Dienstag veröffentlichten Untersuchung des Internationalen Tierschutzfonds (IFAW) werden Tausende gefährdete Tierarten im Internet angeboten – meist ohne die notwendigen behördlichen Genehmigungen. Für die Studie untersuchte der IFAW Anfang 2014 in einem Zeitraum von sechs Wochen 280 Onlinemarktplätze in 16 Ländern. Dabei entdeckte die Organisation 33.006 bedrohte Wildtiere, Wildtierteile oder -produkte.

„Der Onlinehandel mit Wildtieren und Wildtierprodukten erhöht die Bedrohung ohnehin gefährdeter Arten und ermöglicht es kriminellen Händlern, anonym ihrem blutigen Geschäft nachzugehen“, erklärte Robert Kless, Kampagnenleiter für Wildtierhandel beim IFAW Deutschland. Der illegale Wildtierhandel gehört laut der Organisation zu den lukrativsten internationalen Verbrechen neben Drogenhandel, Produkt- und Geldfälschung sowie Menschenhandel. Er bringe mehr als 13,8 Milliarden Euro pro Jahr ein.

In Deutschland wurden im Zuge der IFAW-Recherchen auf 13 Internetportalen 1666 Anzeigen gefunden, in denen 4837 geschützte Tiere oder Tierprodukte im Gesamtwert von rund 497.000 Euro angeboten wurden. Am häufigsten sollten demnach lebende Reptilien wie geschützte Schildkröten (70 Prozent) und exotische Vögel (acht Prozent) verkauft werden. Bei einem Großteil der erfassten Anzeigen in Deutschland fehlten den Angaben zufolge die erforderlichen artenschutzrechtlichen Genehmigungen.

Kless forderte, dass Onlinemarktplatzbetreiber mit Polizei und Zoll zusammenarbeiten, den Verkauf von Tieren und Produkten aus bedrohten Arten auf ihren Webseiten verbieten und ihre Kunden über die Problematik und Rechtslage informieren. Die Auktionsplattform Ebay habe bereits 2009 ein Elfenbeinhandelsverbot erlassen. Laut der Studie wurden in mehr als 32 Prozent der erfassten Anzeigen Elfenbein oder mutmaßliches Elfenbein angeboten, bei 26 Prozent waren es Reptilien. In 54 Prozent wurden lebende Tiere angeboten, die übrigen 46 Prozent waren Wildtierprodukte oder -teile. Der Gesamtwert der erfassten Angebote belief sich etwa auf 7,8 Millionen Euro.

Die IFAW-Studie konzentrierte sich auf Arten, die im Anhang I und II des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (CITES) gelistet sind. Tiere oder Produkte dieser Arten dürfen gar nicht oder nur mit behördlicher Genehmigung gehandelt werden. Der weltweite illegale Wildtierhandel stelle nicht nur eine Gefahr für die Tiere dar. Er bedrohe auch die soziale und ökonomische Entwicklung der Länder, in denen gewildert werde.