Gemeinsame E-Learning-Angebote aller Hamburger Hochschulen geplant. AStA befürchtet, dass die Maßnahmen zulasten der Qualität gehen

Hamburg. Es gab Zustimmung, aber auch Kritik: Die Ankündigung von Bürgermeister Olaf Scholz (SPD), dass eine gemeinsame digitale Lernplattform für alle Hamburger Hochschulen entwickelt werden soll, hat gestern für unterschiedliche Reaktionen gesorgt. Die Nutzung von digitaler Technik habe sich rasant entwickelt, sagte Prof. Susanne Rupp, Vizepräsidentin der Uni Hamburg für Studium und Lehre. Damit die Hochschulen dieser Entwicklung gerecht werden könnten, bräuchten sie die Hilfe der Politik. „Wir freuen uns, dass der Bürgermeister nun die Initiative ergreift“, sagte Rupp.

Auf der Plattform seien „unterschiedlichste didaktische Ansätze“ denkbar, hatte Scholz gesagt. Als Beispiel nannte er ein Vorgehen, das einige Hochschuldozenten bereits praktizieren: Der Professor stellt den Studierenden eine Aufgabe und lädt dazu Material auf die Onlineplattform hoch. Die Studierenden eignen sich dort Wissen an, bearbeiten Probleme gemeinsam – sowohl online, aber auch im Seminar. Bisher waren solche E-Learning-Angebote auf die Studierenden der jeweiligen Hochschule beschränkt – die neue Plattform soll solche Angebote für alle Hamburger Hochschulen und für die Öffentlichkeit öffnen.

Was genau dort in welcher Form angeboten werden werden soll und in welchem Umfang Bürger Zugang zu Vorlesungen, Seminaren und Lehrmaterialien bekommen könnten, ist noch unklar. „Es gibt keine festen Vorgaben, sondern wir wollen Schritt für Schritt klären, was sinnvoll ist“, sagte Scholz. Von einigen Lehrenden sei ein Umdenken gefordert, so der Bürgermeister. Es gebe bisher „nicht immer die Bereitschaft, Materialien ins Netz zu stellen“.

Für die Plattform und die Fortbildung der Lehrkräfte seien zusätzliche Mittel von 3,5 Millionen Euro in den Jahren 2015 und 2016 eingeplant. Danach müsse über eine „Ausfinanzierung“ gesprochen werden. Eine Probeversion der Plattform soll im ersten Halbjahr 2015 stehen; 2018 soll das Projekt abgeschlossen werden.

Scholz betonte, die Onlineplattform sei als Ergänzung der traditionellen Lehre gedacht. „Auch ausgefeilte technische Möglichkeiten können den direkten Kontakt zwischen Professoren und Studierenden nie ersetzen“, sagte er. Auch Uni-Vizepräsidentin Rupp glaubt, dass die Lernplattform „nicht zulasten dessen geht, was wir bisher in Studium und Lehre machen“.

Zweifel daran äußerten Vertreter des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) der Uni Hamburg, die sich während Scholz’ Rede an der Bühne in Stellung gebracht hatten. Es werde über die Digitalisierung diskutiert, und gleichzeitig solle gespart werden, sagte AStA-Vorsitzender Moritz Lamparter. Damit spielte er darauf an, dass das Budget der Hamburger Hochschulen zwar bis 2020 jährlich um 0,88 Prozent erhöht werden soll, den Hochschulen durch steigende Personalkosten und die Inflation unterm Strich aber sogar weniger Geld bleiben könnte als vorher. Da komme „der Verdacht auf, dass Einzelne sich (von der Digitalisierung) erhoffen, dadurch effektiv Geld zu sparen“, sagte Lamparter.

Scholz ging darauf nicht direkt ein, sondern verwies darauf, dass Hamburg innerhalb von zehn Jahren bis 2019 fast eine Milliarde Euro unter anderem für die Sanierung von Hochschulgebäuden und für Neubauten ausgeben werde.

Lamparter forderte auch „eine Debatte über Didaktik“. Hier war Scholz bei ihm: „Nur einen Vortrag ins Internet zu stellen ist kein Fortschritt“, sagte der Bürgermeister. Das Lernportal solle weit mehr bieten.