Hamburg. „Die Dauer einer gewöhnlichen Hausgrippe ist bei ärztlicher Behandlung drei Wochen, ohne ärztliche Behandlung 21 Tage“, notierte Satiriker Kurt Tucholsky. Das war 1931, und an der Richtigkeit hat sich nichts geändert. In der „Deutschen Medizinischen Wochenschrift“ bestätigen Dr. Felix Holzinger und Dr. Sabine Beck von der Berliner Charité: „Ein Erkältungshusten verläuft bei sonst Gesunden in der Regel selbstlimitierend – auch ohne Medikation.“ Eine Behandlung ist dann eigentlich gar nicht nötig.

Husten ist der Grund für 14 Prozent der Krankschreibungen und 6,5 Prozent der Arbeitsunfähigkeit. Klagt ein Patient über Husten, setzt der Arzt das Stethoskop an, greift oft zum Ultraschall, lässt Blut abnehmen, veranlasst vielleicht eine Röntgenaufnahme, verordnet Hustenmittel oder Antibiotika.

Ist das nötig? Dazu hat die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) eine neue Leitlinie veröffentlicht, an deren Entstehung Holzinger und Beck maßgeblichen Anteil hatten. Die wichtigsten Empfehlungen:

1. Eine körperliche Untersuchung und eine gute Anamnese reichen bei 70 Prozent der Patienten zur Diagnosefindung aus. Das Ziel: harmlosen vom schwerwiegenden Husten abzugrenzen. Untersuchungen des Blutes sind genauso wenig nötig wie die Sputum-Diagnostik, die Untersuchung des Auswurfs.

2. Da der Husten meist von Viren verursacht wird, kann kein Medikament diese Erreger gezielt bekämpfen. Es kann bis zu drei Wochen dauern, bis der Husten ausgestanden ist.

3. Antibiotika bewirken nur eine Verkürzung der Krankheitsdauer von einem halben Tag, verursachen aber potenziell schwere Nebenwirkungen.

4. Langwieriges Husten probeweise behandeln. Der chronische Husten ist bei Erwachsenen in bis zu 40 Prozent der Fälle mit einer Reflux-Krankheit verbunden (Symptome: Sodbrennen, Aufstoßen, Schluckstörungen).

5. Raucher sollten zu einer Tabakentwöhnung motiviert werden.