Ebola – Deutscher Entwicklungshelfer fordert zusätzliche Labore und Fachpersonal für Sierra Leone

Freetown. Die dreitägige Ausgangssperre, die am Sonntagabend in Sierra Leone endete, werteten die Behörden des Landes als Erfolg im Kampf gegen die Ebola-Epidemie. Offenbar hielten sich die meisten der rund sechs Millionen Einwohner des westafrikanischen Landes an die Anordnung. Die Beteiligung der Bürger sei „überwältigend“ gewesen, sagte der Chef der örtlichen Notfallagentur, Stephen Gaojia, dem britischen Sender BBC. Gaojia: „Wir haben zahlreiche Menschen ausfindig gemacht, die infiziert sind.“

Seit Freitag waren fast 30.000 Gesundheitsarbeiter von Haus zu Haus gegangen, um die Bevölkerung über das Virus aufzuklären und mögliche Ebola-Kranke ausfindig zu machen. Zudem verteilten die Helfer rund 1,5 Millionen Stück Seife. Den Teams sei es gelungen, mehr als 60 Ebola-Tote zu begraben, sagte ein Sprecher der Gesundheitsbehörde. Um die Krankheit einzudämmen, gilt es als äußerst wichtig, die Leichen schnell zu beerdigen. Offizielle Zahlen zu den neu entdeckten Infizierten gab es nicht, es kursiert aber die Angabe 130 plus 39 Verdachtsfälle.

Es gab jedoch auch Kritik an der Ausgangssperre. Sie sei zu spät erfolgt und nicht die richtige Antwort auf die derzeitige Situation, bemängelte der deutsche Salesianerbruder Lothar Wagner, der in Sierra Leone arbeitet. „Wir brauchen so schnell wie möglich mindestens 5000 Betten für Ebola-Infizierte, mehr Labore, die sofort Ebola-Tests durchführen können und natürlich dazu entsprechendes Fachpersonal.“

Neben Liberia, Guinea, Nigeria und Senegal ist Sierra Leone eines der Zentren der Ebola-Epidemie. Ein dort infizierter spanischer Priester und Klinikmitarbeiter wurde in der Nacht zu Montag zurück in die Heimat geflogen und ins Madrider Krankenhaus Carlos III gebracht. Der Zustand des 69-jährigen Manuel García Viejo sei sehr ernst, teilte die Madrider Gesundheitsbehörde mit. Viejo ist der zweite Ebola-Kranke, den Madrid nach Hause hat.

Anfang August war bereits der 75 Jahre alte Priester Miguel Pajares aus Liberia zurückgeflogen und in Madrid mit dem nicht zugelassenen Medikament ZMapp behandelt worden. Er starb dennoch nach wenigen Tagen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte unterdessen eindringlich vor einer Isolation der von Ebola betroffenen Länder in Westafrika. Generelle Flug- und Reiseverbote hätten nachteilige wirtschaftliche Folgen und führten letztlich dazu, dass der Kampf gegen die Seuche behindert werde. Das könne möglicherweise zu einer weiteren Ausbreitung führen.

In Nigeria weigerten sich derweil die Lehrer, die Schulen wieder zu öffnen. In mindestens 15 der 36 Bundesstaaten des Landes blieben deshalb die Schüler zu Hause, berichtete die Zeitung „The Punch“. Die Regierung hatte die Sommerferien wegen des Ebola-Ausbruchs verlängert, am Montag hätte der Unterricht wieder beginnen sollen. In Nigeria wurden 21 Ebola-Fälle verzeichnet, acht Patienten starben.

Die WHO hat nach jüngsten Daten in Westafrika bis 18. September 5762 Ebola-Patienten registriert, 2793 davon waren gestorben. Die Dunkelziffer liegt vermutlich wesentlich höher. Zudem gibt es einen davon unabhängigen Ausbruch in der Demokratischen Republik Kongo, bei dem 71 Erkrankte gemeldet wurden. 40 der Infizierten sind bislang verstorben.