Eines der wichtigsten Manöver des Satelliten Rosetta ist geglückt. Das Forschungsmodul ist erfolgreich in die Umlaufbahn des Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko, Spitzname Tschuri, eingeschwenkt.

Berlin/Hamburg. Das Rendezvous ist geglückt. Der Satellit der Europäischen Weltraumorganisation Esa, der auf den Namen Rosetta getauft wurde, hat erfolgreich einen weiteren Schritt seiner Mission bewältigt. Um 11 Uhr MEZ leitete die Raumsonde ein Bremsmanöver ein, mit dem sie auf die Geschwindigkeit des Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko, Spitzname Tschuri, gleichzog. Das war insofern wichtig, da nun das Forschungsmodul in dem Orbit, der Umlaufbahn des Kometen eingeschwenkt ist. Es ist das erste Mal, dass eine Raumsonde einen Kometen auf diese Art umkreist.

Bis zum Kometen war es ein langer Weg. Vor zehn Jahren, am 2. März 2004, startete Rosetta an Bord einer Ariane-5-Rakete. Seitdem umkreiste die Raumsonde fünfmal die Sonne und nahm bei drei Vorbeiflügen an der Erde und einem Vorbeiflug am Mars Geschwindigkeit auf. Rund 6,4 Milliarden Kilometer ist sie schon durch das Sonnensystem gereist.

Das Projekt ist eine Mission der europäischen Weltraumorganisation Esa, die das „Rendezvous“ auf einer Pressekonferenz live im Internet übertragen haben. Die Ankunft der Raumsonde ist auch von den Mitarbeitern von Airbus Defence and Space in Friedrichshafen gespannt verfolgt worden: „Wir haben für alle Mitarbeiter Übertragungen organisiert“, sagte ein Sprecher am Mittwoch. „Alle sind happy, dass alles so erfolgreich gelaufen ist.“

Der Standort am Bodensee habe daran einen großen Anteil gehabt, sagte Projektleiter Gunther Lautenschläger. „Wir haben den Satelliten gebaut und konzipiert. Und der Satellit ist die Plattform, auf der die ganzen Instrumente drauf sind – wie ein Lastwagen, der seine Ladung ins Zielgebiet transportiert.“

Ziel der Mission der Esa ist es einen der ursprünglichsten Himmelskörper erkunden – Kometen sind Überbleibsel aus der Frühzeit unseres Sonnensystems. Die Mission soll auch Hinweise auf die Entstehung des Lebens liefern. Zumindest erhoffen sich das die Forscher, die nach bestimmten Proteinbausteinen suchen. Dafür soll erstmals versucht werden, auf einem Himmelskörper zu landen.

Der Zielkomet 67P/Tschurjumow-Gerassimenko, Spitzname Tschuri, besteht aus zwei verschieden großen Teilen. Seine Temperatur liegt nach bisherigen Messungen im Mittel bei minus 70 Grad. Vollständig mit Eis bedeckt ist der Komet wohl nicht, sondern auch mit dunklem, staubigen Material.

Die Raumsonde hat elf Instrumente dabei. "Osiris" etwa kommt vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Göttingen. Es ist ein hochauflösendes Kamerasystem, mit dem die Form, Größe, Rotation und chemisch-mineralogische Zusammensetzung der Kometenoberfläche erfasst wird. Die Rosetta-Landeeinheit Philae hat zehn Instrumente an Bord, unter anderem ein System aus Sensoren für die Temperaturmessung. Rosetta bezieht Energie von großen Solarzellen – sie ist damit auch die erste Sonde in so großer Entfernung von der Sonne, die noch Sonnenenergie nutzt.

Rosetta umkreist nun nach zehn Kursmanövern Tschuri, während sie mit dem Kometen mitfliegt. Dann ist "Osiris" gefordert: Aus 100 und dann schrittweise bis zehn Kilometern Höhe wird die Oberfläche des Kometen kartografiert. Bis Oktober soll ein passender Landeplatz für Philae ausgewählt sein. Für November ist das Absetzen der Landeeinheit geplant.

Weitere Informationen zur Mission auf der Seite der Esa.

Hier Sehen Sie auf einer interaktiven Karte, wo sich Rosetta im Weltraum befindet