Der Himmel über Hamburg im Juli. Wenn es Sterne gibt, die man sich unbedingt merken muss, dann sind es im Sommer die Sterne des Sommerdreiecks.

Hamburg. Der Sommer hat gerade begonnen und die Sonne sinkt erst am späten Abend unter den Nordwesthorizont. Bis zum 21.Juli steht sie noch vor dem Hintergrund des Sternbilds Zwillinge, bevor sie in das Tierkreissternbild Krebs tritt. Im Norden Deutschlands verdienen die Nächte kaum ihre Bezeichnung, denn sie sind von hellem Dämmerlicht erfüllt: Im Juli wird es erst gegen 1 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit dunkel genug, um auch lichtschwächere Sterne sehen zu können. Am Nordhorizont leuchtet bis tief in die Nacht der Dämmerschein.

Während es bereits im Süden Deutschlands dunkle Nacht geworden ist, dauert die „astronomische Dämmerung“ in Norddeutschland sogar die ganze Nacht an. Hinzu kommt der Mond mit seinem milden Schein - es sind Nächte wie geschaffen für einen nächtlichen Spaziergang!

Zu Monatsbeginn ist der zunehmende Mond als Sichelgestalt in der Abenddämmerung im Westen zu sehen. Abend für Abend rückt er weiter Richtung Süden in nahezu gleichbleibender Höhe. Die zunehmende Winkeldistanz zur Sonne wird durch seinen „Absturz“ im absteigenden Teil des Tierkreis vom Sternbild Krebs über den Löwen Richtung Jungfrau wettgemacht und so bleibt der Mond bis in die zweite Monatshälfte abends stets nur in geringer Höhe über dem Horizont. Dies lässt den Mond besonders groß erscheinen, denn unser Gehirn interpretiert ihn richtigerweise im direkten Vergleich mit daneben stehenden Gebäuden oder Bäumen als ferneres und daher viel größeres Objekt.

Am 5.Juli ist es der Halbmond - das „Erste Viertel“ - das schon bei Sonnenuntergang über der Südrichtung zu erkennen ist. Sobald es dunkler geworden ist, schält sich links von ihm ein Lichtpunkt aus der Abenddämmerung. Es ist der rote Planet Mars. Unterhalb von Mars taucht dann später auch noch der bläulichweiß funkelnde Stern Spica auf. Spica ist „Alpha Virginis“ - der hellste Stern im Sternbild Jungfrau. Diese Himmelsregion liegt entlang des Wanderweges von Sonne, Mond und Planeten und zählt daher zu den 12 klassischen Tierkreissternbildern. Mars zieht am 12.Juli zum dritten Mal in diesem Jahr an Spica vorbei - diesmal ostwärts laufend. Das Trio aus Mars-Halbmond-Spica am 5.Juli ist dazu der perfekte Auftakt! Am Abend danach - am 6.Juli - steht der Mond bereits links, das heißt östlich von Mars und Spica - und nähert sich dem zweiten Planeten den wir abends trotz Dämmerschein sehen können - es ist der Planet Saturn im unscheinbaren Sternbild Waage, dessen Sterne sich kaum gegen die Dämmerung durchsetzen können. Saturn dagegen fällt uns als einer der hellsten Lichtpunkte am spätabendlichen Himmel auf. Er wandert bis zum 21.Juli noch rückläufig und wird danach wieder fechtläufig, das heißt auch die beste Zeit zur Beobachtung des Saturns in diesem Jahr geht nun zu Ende. Am Monatsende geht er bereits kurz nach Mitternacht unter. Man sollte also die Juliabende noch nutzen um die majestätisch erscheinenden Ringe des Planeten zu erkunden - man kann sie ab etwa 30facher Vergrößerung im Fernrohr erkennen.

Tatsächlich ist der Mond ein guter Reiseführer zu den Planeten - Am 7. Juli steht der zunehmende Mond noch immer rechts von Saturn - am nächsten Abend d.h. am 8.Juli hat er bereits die Seite gewechselt steht links von Saturn in der Waage und wandert weiter in den Skorpion, doch in diesem Tierkreissternbild bekommen wir den Mond in diesem Monat gar nicht zu sehen, denn er durchquert es innerhalb der Tagesstunden des 9.Juli und hat es abends bereits verlassen und steht im wenig bekannte Sternbild Schlangenträger. So unbekannt dieses Sternbild auch ist, es füllt einen weiten Himmelsbereich aus - als großes Oval aus eher lichtschwachen Sternen um Mitternacht halbhoch über dem Südhorizont. Tatsächlich wandern nicht nur der Mond, sondern auch Sonne und alle Planeten von der Erde aus gesehen durch die südlichsten Teile dieses Sternbildes. Der Schlangenträger wird deshalb manchmal auch als „13. Tierkreissternbild“ bezeichnet.

Der Schlangenträger stellt den griechischen Gott „Aesculapios“ dar, den Begründer der Medizin und Schiffsarzt der Argonauten. Seine Heilkraft war so groß, dass er sogar Tote wieder beleben konnte – was Pluto, den Gott der Unterwelt, so stark beunruhigte, dass er Zeus überredete, ihn aus dem Weg zu räumen indem er ihn unter die Sterne versetzte. Dort prangt nun der Schlangenträger und alle irdischen Ärzte können zu ihm aufschauen und von seiner Heilkraft träumen…..

Am 10.Juli kurz vor Mitternacht hat der Mond den Schlangenträger durchquert und tritt in das südlichste Tierkreissternbild Schütze. Dort erreicht er am 12.Juli auch die Vollmondstellung - die Vollmondnacht ist kurz und dieser Juli-Vollmond schleicht förmlich am Südhorizont entlang. Bei einem nächtlichen Spaziergang kann er allerdings ein besonders schöner Anblick sein, wenn er zwischen den Bäumen und Häusern hervorlugt und uns besonders groß und durch die Lufthülle der Erde verfärbt erscheint.

Nicht nur Saturn und Mars sind hell genug um uns auch in den mondlichtdurchfluteten Julimächten auzuffallen: Fast senkrecht über uns finden wir Wega - einen bläulich-weiß funkelnder Stern - und halbhoch im Westen leuchtet fast genauso hell, der rötliche Stern Arktur. Wega und Arktur sind tatsächlich die beiden hellsten Fixsterne des nördlichen Sternenhimmels. „Rechts von Arktur“ im Westnordwesten stehen die sieben Sterne des „Großen Wagens“ - der hellste Teil des viel größeren Sternbildes „Großer Bär“.

Senkrecht über unseren Köpfen tummeln sich spätabends wilde Gestalten – Sternbilder die fantasievoller kaum sein könnten: Der Drache und der Herkules.

Ein kleines Viereck markiert den Drachenkopf und von dort windet sich die Sternenkette des Drachen nordwärts.

Ein größeres Trapez bildet das Herzstück des Herkules. Wir finden es leicht, wenn wir unseren Blick vom hellen Stern Arktur (halbhoch im Südwesten) ostwärts, über den halbkreisförmigen Sternenbogen der „Nördlichen Krone“ hinweg Richtung Wega wandern lassen.

Wenn es Sterne gibt, die man sich unbedingt merken muss, dann sind es im Sommer jedenfalls die Sterne des Sommerdreiecks: Wega, Deneb und Atair. Unübersehbar leuchten sie als riesiges gleichschenkeliges Dreieck die ganze Sommernacht.

Durch das Sommerdreieck zieht das Lichtband der Milchstraße. Nur unter besten Sichtbedingungen, abseits störender Lichter zeigt es sich in seiner vollen Pracht. die sommerliche Milchstraße zieht sich vom Südhorizont steil empor über die Sternbilder Adler, vorbei an Atair, durch das Sternbild Schwan – an Deneb vorbei bis nach Norden. Die schönsten Sternwolken der Milchstraße finden wir unterhalb von Adler und Schlangenträger im horizontnahen Sternbild Schütze und Skorpion. Nur in südlicheren Zonen wird es jedoch in diesem Monat dunkel genug um sie zu sehen - auch der helle Mondschein stört. Sogar als abnehmender Mond taucht unser Erdtrabant noch vor Mitternacht am Himmel auf, denn er gewinnt nach dem Vollmond Nacht für Nacht an Höhe und zieht vom Schützen über den Steinbock und Wassermann in die Fische, wo er am 19.Juli - eine Woche nach Vollmond - die Halbmondstellung, das „Letzte Viertel“ erreicht. Erst nach dem 20.Juli beginnt der Mond seinen Rückzug vom Abendhimmel.

Selbst in den kurzen Sommernächten kann man die immer währende Rotation unserer Erdkugel gut verfolgen - und es gibt kaum etwas Schöneres als in einer lauen, sternklaren Nacht mit einem Fernglas bewaffnet, bequem in einen Liegestuhl sitzend, auf einen visuellen Spaziergang entlang der Milchstraße zu gehen! Im Osten steigen die ersten Sterne des Herbstes empor: Der Pegasus - das „Herbstviereck“ und daran anschließend die Sternenkette der Andromeda.

Gegen Monatsende kann man dann bei klarer Horizontsicht auch noch die beiden sonnennächsten Planeten zusammen in der Morgendämmerung finden: Ab dem 20.Juli zeigt sich Merkur unterhalb der viel helleren Venus - dem „Morgenstern“ am Nordosthorizont – kurz bevor die Nacht sich dem Ende zuneigt.

Diese Monatssternkarte ist auch erhältlich im Planetarium Hamburg oder kann im Internet zusammen mit dem dazu gehörenden Sternen-Podcast herunter geladen werden unter

www.abendblatt.de/sterne