Die Hand-Fuß-Mund-Krankheit trifft vor allem Kinder unter sechs Jahren. Aber auch Erwachsene können sich mit den hoch ansteckenden Viren infizieren

Hamburg. Kleine Bläschen im Mund, an Händen und Füßen geben ihr ihren Namen: die Hand-Fuß-Mundkrankheit (HFMK), eine weit verbreitete Infektionskrankheit, die vor allem Kinder befällt und in der Regel harmlos verläuft. Aber auch Erwachsene können sich mit den Viren infizieren, da die Krankheit hoch ansteckend ist. Erst kürzlich wurden in Hamburg dem Bezirksamt Wandsbek fünf Fälle von Hand-Fuß-Mund-Krankheit aus einer Kindertagesstätte im Bezirk Wandsbek gemeldet. Das entspricht der Vorschrift, dass die Erkrankung nur dann an die zuständigen Gesundheitsämter gemeldet werden muss, wenn sie in Kindereinrichtungen gehäuft auftritt. Meldungen an andere Gesundheitsämter der Stadt liegen nach Auskunft der Gesundheitsbehörde nicht vor. Da für die HFMK ansonsten keine Meldepflicht besteht, lässt sich nur schwer sagen, wie viele Erkrankte es gibt.

Aber auch einige Hamburger Kinderärzte haben in den vergangenen Wochen häufiger solche Erkrankungen behandelt. „Wir haben in unserer Praxis in den letzten vier bis sechs Wochen vermehrt Fälle dieser Krankheit gesehen. Ähnliches berichten auch andere Kinderärzte im Raum Eppendorf/Eimsbüttel“, sagt Dr. Stefan Renz, niedergelassener Kinder- und Jugendarzt in einer Gemeinschaftspraxis in Eimsbüttel und Vorsitzender des Hamburger Landesverbands der Kinder- und Jugendärzte. Zum Teil seien ganze Familien davon betroffen. „Seit dem letzten Herbst habe ich in der Praxis mehr Fälle gesehen als im Jahr vorher“, sagt auch Dr. Nadine Heß, niedergelassene Kinderärztin in Hamburg.

„Betroffen sind vor allem Kinder unter sechs Jahren, die in den Kindergarten gehen“, sagt Dr. Barbara Kunz, Hautärztin und Leiterin der Kindersprechstunde am Dermatologikum Hamburg. Ursache der Erkrankung ist eine Infektion mit Erregern, die zu der Gruppe der sogenannten Enteroviren gehören. Dabei kommt eine ganze Reihe von Viren als Krankheitserreger infrage, am häufigsten ist aber, so das Berliner Robert-Koch-Institut (RKI), die Infektion mit Coxsackie-A16-Viren. Die Übertragung der HFMK von Mensch zu Mensch kann laut RKI auf mehreren Wegen erfolgen: zum einen durch den direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten oder Stuhl des Erkrankten und zum anderen durch Kontakt mit virusverseuchten Oberflächen. In den ersten Tagen nach der Infektion können die Viren auch durch die Luft, also durch Tröpfcheninfektion beim Husten, Niesen oder Sprechen, übertragen werden.

Nicht zu verwechseln ist die HFMK mit der Maul- und Klauenseuche, die bei Schafen, Rindern und Schweinen auftritt und in seltenen Fällen auch auf Menschen übertragen werden kann. Diese Infektion wird durch andere Viren verursacht als die HFMK.

Bei der HFMK führt aber nicht jede Infektion auch zu einer Erkrankung. Bei vielen Infizierten, meistens Erwachsenen, verläuft sie ohne jegliche Krankheitszeichen. Wenn es zu Symptomen kommt, treten diese nach einer Inkubationszeit von meist drei bis zehn Tagen auf, in Extremfällen ein bis 30 Tagen. „Es beginnt mit Unwohlsein, Appetitlosigkeit und leichtem Fieber. Nach ein bis zwei Tagen treten dann an der Mundschleimhaut Bläschen auf. Diese können so schmerzhaft sein, dass die Kinder nicht mehr essen und trinken mögen. Im weiteren Verlauf kommen Hautveränderungen an Händen und Füßen dazu, kleine graue Bläschen, die aber keinen Juckreiz verursachen“, erklärt die Hautärztin. Die Infektion zeige sich oft nicht nur an den typischen Stellen, sondern auch am Bauch, im Genitalbereich und am Gesäß, sagt Renz.

In der Regel handele es sich um milde Verläufe, die nach zehn Tagen ausgestanden seien, sagt Dr. Kunz. „In manchen Fällen können sich nach etwa vier Wochen Finger- und Fußnägel ablösen. Das hat aber keine weiteren Konsequenzen, weil sie normal wieder nachwachsen“ so der Arzt. Schwere Verläufe der Erkrankung, bei denen zum Beispiel auch die Lunge oder das zentrale Nervensystem, also Gehirn und Rückenmark, betroffen sind, seien hierzulande selten. „Diese schwereren Verlaufsformen treten eher in Asien auf, wo es andere Virustypen gibt“, sagt Kunz.

Eine spezifische Therapie gibt es für die Infektion nicht. Der Arzt kann nur die Symptome behandeln. „Eltern sollten darauf achten, dass ihre Kinder ausreichend essen und trinken. Um das zu erleichtern, kann der Arzt antientzündliche und betäubende Gele verschreiben, die zum Essen und Trinken auf die Mundschleimhaut aufgetragen werden und die Schmerzen unterdrücken. Die Bläschen an Händen und Füßen sind in der Regel nicht behandlungsbedürftig“, sagt Kunz.

Erkrankte können noch nach Abklingen der Symptome ansteckend sein

Die Ansteckungsgefahr ist während der ersten Woche der Krankheit sehr hoch. Da die Viren aber auch nach Abklingen der Symptome noch über mehrere Wochen mit dem Stuhl ausgeschieden werden, können die Patienten sehr lange ansteckend sein. Daher fragen sich viele Eltern, wann sie ihr Kind wieder in die Schule oder in den Kindergarten schicken können. Das RKI empfiehlt: „Alle Erkrankten sollten einem Arzt vorgestellt werden, dieser entscheidet, ob eine häusliche Betreuung erforderlich ist und wann ein Patient die Einrichtung wieder besuchen kann.“

Um die Ansteckungsgefahr zu reduzieren, sollte auf eine gute Händehygiene geachtet werden. Das bedeutet regelmäßiges und sorgfältiges Händewaschen, besonders nach dem Windelwechseln von erkrankten Kindern und nach dem Toilettengang. Der enge Kontakt zu Erkrankten, zum Beispiel durch Küssen, Umarmen, gemeinsames Benutzen von Geschirr und Besteck, sollte vermieden werden.