Ein Netz aus 304 Messpunkten lauschte zwei Jahre lang nach den Ortungslauten der Meeressäuger, deren Bestand in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gesunken ist

Stralsund. In der westlichen Ostsee leben mehr Schweinswale als in anderen Regionen. Das zeigen erste Auswertungen des EU-Projekts Sambah, von denen Forscher des Deutschen Meeresmuseums in Stralsund berichten. Von Mai 2011 bis Mai 2013 arbeitete in der Ostsee ein Messnetz aus 304 Sensoren, die die Echoortungslaute der kleinen Wale auffingen und damit die Anwesenheit eines oder mehrerer Tiere registrierten. Alle Ostseeanrainer der EU haben sich an dem weltweit größten Erfassungsprojekt mit fest installierten Akustiksensoren beteiligt.

Mit den sogenannten Klicklauten orientieren sich die 1,5 bis zwei Meter langen Schweinswale, orten ihre Beutefische und kommunizieren untereinander. An 140 Messstationen ließen sich die Laute vernehmen. Dabei gab es die meisten Nachweise östlich von Jütland und dann mit abnehmender Tendenz in der dänischen Inselwelt, vor der deutschen und der südschwedischen Ostseeküste. Bis nach Gotland hinauf und vor der polnischen Küste ließen sich die kleinsten Zahnwale relativ häufig vernehmen. Ab und an wurden sie vor Mittelschweden und Litauen registriert. Dagegen blieben 164 Messpunkte vorwiegend in den Meeresgebieten vor Finnland, Estland und Lettland stumm.

Jetzt im Frühjahr wollen die beteiligten Forscher die absoluten Zahlen der in den Seegebieten der einzelnen Ländern lebenden Tiere ermitteln. „Auch wenn Schweinswale sich über weite Strecken bewegen und sich nicht an Landesgrenzen halten, ist die durchschnittliche Anzahl der Wale in den Gewässern eines jeden Landes wichtig, um Managementpläne zu entwickeln“, betonen die Forscher des Meeresmuseums. „Diese Pläne werden dringend benötigt, um den Erhalt der Schweinswale in der zentralen Ostsee zu sichern.“

In einem zweiten Schritt soll auf Grundlage dieser Daten ein räumliches Modell entstehen, das detaillierte Verbreitungskarten inklusive saisonaler Variationen erzeugen und auch einige wichtige Umwelteinflüsse darstellen kann. Diese Karten sollen dann zeigen, wo Gebiete mit besonders hohem Konfliktpotenzial zwischen menschlichen Aktivitäten und den Ostsee-Schweinswalen liegen. Deren Bestand hat in den vergangenen Jahrzehnten drastisch abgenommen.