Der Sternenhimmel über Hamburg im November

Hamburg. Endlich ist er da – der „Monat des Kometen“, in dem Ison am Morgenhimmel seinen Sturz Richtung Sonne vollendet! Zwar wird es am 3. November auch eine totale Sonnenfinsternis geben (die leider nur in Zentralafrika zu beobachten sein wird) – doch der erst im September 2012 entdeckte Komet Ison wird für alle Sternenfreunde das bedeutendste Himmelsereignis sein. Dieser fliegende Eisberg stürzt auf die Sonne zu, erreicht sie am 28. November und fliegt weniger als einen Sonnendurchmesser an ihr vorbei. Dabei wird der Kometenkern auf bis zu 2000 Grad erhitzt und ein riesiger Gasschweif aus Wasserdampf erzeugt. Sofern Ison diesen Kamikaze-Flug übersteht, wird er danach am Abendhimmel im Dezember bei uns voraussichtlich einen spektakulären Auftritt haben.

Bis dahin ist er im November im Anflug an die Sonne in den frühen Morgenstunden zu sehen – mit wachsender Helligkeit und Schweiflänge, allerdings wohl zunächst nur mit einem Fernglas und nur von einem dunklen Ort aus, abseits der Lichtfülle der Stadt. Zu Monatsbeginn stört uns kein Mondlicht, doch leider ist gerade in der zweiten Monatshälfte, wenn es spannend wird mit Ison, der Mond nach seiner Vollmondstellung am 17. November bis in die Morgenstunden mit seinem hellen Schein am Himmel. Dennoch sollte man, klare Sicht vorausgesetzt, den Kometen sehen können.

Am besten, man versucht es in der Zeit vom 15. bis 22. November. Ison ist dann wohl schon auffällig genug, zieht durch das Sternbild Jungfrau und geht noch vor Beginn der Morgendämmerung im Osten auf. Am 15. November steht dieser kosmische Vagabund etwa eine Handbreite rechts über Spica, dem hellsten Stern der Jungfrau. Der Kometenschweif könnte dann schon deutlich sichtbar wie ein Schwert in den Himmel aufragen. Am 18. zieht Ison knapp unterhalb des Sterns vorbei. Frühaufstehen ist natürlich notwendig, denn nur etwa zwischen 5.30 und 6.30 Uhr ist der Komet an einem nachtdunklen Himmel zu sehen. Doch Vorsicht ist geboten: Man sagt nicht ohne Grund, Kometen seien wie Katzen – man kann sie nicht genau vorhersagen ...

Und der Nachthimmel hat in diesem Monat noch mehr zu bieten! Haben Sie zum Beispiel den „Abendstern“ gesehen? Venus erreicht am Monatsersten mit 47 Grad ihren größten östlichen Winkelabstand zur Sonne, doch sie steht sehr weit südlich im Tierkreis, nämlich dort, wo die Sonne in anderthalb Monaten zu Winterbeginn im Sternbild Schütze zu finden ist. Daher steht sie nur kurze Zeit nach Sonnenuntergang und ziemlich horizontnah am Abendhimmel.

Für Ablösung ist gesorgt, denn kurz danach taucht am gegenüberliegenden Horizont im Nordwesten der Planet Jupiter auf. Er ist mit seiner großen Helligkeit das dominierende Gestirn der Nacht und mit seinem ruhigen gelblichen Licht kaum zu übersehen. Jupiter bleibt die ganze Nacht am Himmel und steigt in den frühen Morgenstunden hoch hinauf in die Südrichtung, zusammen mit den hellen Sternen rund um das Wintersternbild Orion.

Links über Jupiter funkeln Kastor und Pollux, die Kopfsterne der beiden Zwillinge. Zwischen Jupiter und Orion steigt abends das Band der Milchstraße steil vom Osthorizont auf, über das wie eine Astgabel geformte Sternbild Perseus hin zum Zenit und dem markanten „Himmels-W“, der Kassiopeia, und weiter über das Sommerdreieck hin zum Westhorizont.

Wenn nach 3 Uhr morgens Jupiter und die Wintersterne hoch in die Südrichtung gerückt sind, taucht über dem östlichen Horizont das Tierkreissternbild Löwe mit seinem markanten Sternentrapez auf – und der Planet Mars. Mars und Jupiter beherrschen die zweite Nachthälfte. Der Rote Planet wandert bis zum 25. November durch den Löwen und tritt danach in das Sternbild Jungfrau ein. Der Komet Ison war im Oktober in der Nähe von Mars zu sehen; nun geht er zunehmend später als Mars auf. Bevor Ison wie erwähnt seine dramatische Begegnung mit der Sonne haben wird, zieht er auch noch an Merkur und Saturn vorbei. Zwar steht Saturn am 6. November in Konjunktion zur Sonne und bleibt in deren Lichterglanz verborgen. Doch gegen Monatsende taucht Saturn wieder auf, tief im Südosten in der Morgendämmerung kurz vor Sonnenaufgang.

Auch der sonnennahe Planet Merkur entfernt sich Mitte November immerhin 18 Grad weit von der Sonne und kann morgens erspäht werden. Es ist die beste Morgensichtbarkeit des Merkurs in diesem Jahr. Vom 22. bis 24. November rast in der Morgendämmerung auch noch Komet Ison südlich an Merkur und Saturn vorbei. Hoffen wir auf klare Sicht und auf eine große „Morning Show“ am Himmel!

Diese Monatssternkarte ist auch erhältlich im Planetarium Hamburg oder kann im Internet zusammen mit dem dazugehörenden

Sternen-Podcast heruntergeladen werden: www.abendblatt.de/sterne