Schiffs-Archäologen stießen in der Ostsee auf eine 150 Meter lange Holzkonstruktion. Unklar sei bislang, ob es sich um eine alte Hafenanlage, den Teil einer Festung oder um eine Unterwasser-Sperre handelt.

Rostock. Ein rätselhaftes Unterwasserbauwerk in der Ostsee vor Rostock beschäftigt die Archäologen. Untersuchungen haben ergeben, dass die verwendeten Hölzer aus den Jahren 1550 bis 1810 stammen, wie Henrik Pohl von der Gesellschaft für Schiffsarchäologie Rostock am Montag sagte. Es handele sich um hölzerne Blockbau-Konstruktionen, die mit Steinen verfüllt wurden. Unklar sei bislang, ob es sich um eine alte Hafenanlage, den Teil einer Festung oder um eine Unterwasser-Sperre handelt.

„Um das herauszubekommen, müssen wir den damaligen Küstenverlauf rekonstruieren“, sagte Pohl. Das 150 mal 70 Meter große Bauwerk befinde sich heute in einer Wassertiefe von nur drei Metern. Die Küste habe sich in den vergangenen Jahrhunderten aufgrund der Strömung jedoch stark verändert. Der Molenbau habe die Strömungsverhältnisse noch einmal weiter abgewandelt.

Die Teilnehmer eines schiffsarchäologischen Seminars wollen in dieser Woche bei Tauchgängen die Anlage genauer erkunden, sagte Pohl. Die archäologisch interessierten Hobbytaucher lernen dabei außerdem, Objekte unter Wasser professionell zu vermessen und zu zeichnen – gezeichnet wird dabei mit Bleistift auf wasserfester Folie. Die Ergebnisse des Seminars sollen in die Forschungen eingehen, die in Absprache mit dem Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern erfolgen.

Die Ostsee gilt als das wrackreichste Binnenmeer der Welt. Immer wieder beklagen sich Archäologen über Touristen, die aus Unachtsamkeit oder mutwillig Schiffswracks beschädigen oder plündern. Seminare für interessierte Laien gelten als ein Weg, die Situation zu verbessern. Rund um Rügen sind die Fundstellen von 300 Schiffswracks bekannt. Vermutet werden dort aber fünfmal mehr gesunkene Schiffe. Der geringe Salzgehalt des Ostseewassers greift die Wrackteile zwar wenig an, doch der sogenannte Schiffsbohrwurm hat bereits einen Teil der Fundstücke stark angegriffen. Schon die Menschen in der Steinzeit haben die Küstengewässer mit Einbäumen befahren.