Der Sternenhimmel über Hamburg im Juni

Hamburg . Der Sommer steht vor der Tür! In diesem Monat, am Morgen des 21. Juni exakt um 7.04 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ), beginnt die ersehnte Jahreszeit. Allerdings nur auf der Nordhalbkugel unseres Planeten – auf der Südhalbkugel fängt zeitgleich der Winter an.

Am 21. Juni ist die größte Mittagshöhe der Sonne, der längste Tag des Jahres erreicht und die kürzeste Nacht, wenn man überhaupt von Nacht sprechen kann – denn selbst um Mitternacht herrscht in Norddeutschland noch die Dämmerung. In den nördlichsten Gebieten Europas, im Norden Norwegens, steht die Sonne schon seit Mitte Mai rund um die Uhr am Himmel. Eine Nacht gibt es dort nicht: Am Nordkap, in 71 Grad nördlicher Breite, steht jetzt die Sonne selbst um Mitternacht als „Mitternachtssonne“ noch drei Grad über dem Nordhorizont.

Rund um die Sommersonnenwende sind die Nächte bei uns außerdem noch durch Mondlicht erhellt. Am 23. Juni um 13.32 Uhr ist Vollmond – nur 20 Minuten, nachdem der Mond den erdnächsten Punkt seiner kreisnahen Ellipsenbahn durchwandert hat. Dieser Juni-Vollmond ist daher der größte (weil nächstgelegene) Vollmond des Jahres. Unser Erdtrabant ist dabei „nur“ 356.991 Kilometer von uns entfernt und somit 1400 Kilometer näher als der Vollmond vom Mai.

Mit bloßem Auge kann man den Unterschied eigentlich kaum erkennen. Dennoch nennen manche diesen erdnächsten Vollmond des Jahres auch Supermond oder Megamond. Groß erscheint uns der Vollmond aber eigentlich nur aufgrund einer Sinnestäuschung, die nahe dem Horizont auftritt: Dort wirken Sonne und Mond immer besonders groß – eine Illusion, die uns unser Gehirn vorgaukelt, sobald wir den direkten Vergleich mit Häusern, Bäumen und anderen fernen Objekten am Horizont anstellen können.

Im südlichsten Tierkreissternbild Schütze ist der Juni-Vollmond die ganze Nacht recht niedrig am Himmel und kriecht förmlich vom Südost- zum Südwesthorizont. Dies ist also nicht nur der größte, sondern auch der tiefste Vollmond und die kürzeste Vollmondnacht des Jahres. Man sollte das Ereignis genießen – der nachts zwischen Bäumen und Häusern durchschimmernde Mondschein ist ein Erlebnis, zumindest für alle Romantiker und Genießer. Und eben kein Anlass zur Sorge, denn die Gezeitenkräfte, die der Mond dabei auf unsere Erde ausübt, sind nur geringfügig größer: Es kommt nur zu einer leichten Verstärkung der Tiden.

Am 8. Juni, zwei Wochen vor Vollmond, steht der Neumond im erdfernsten Punkt der Mondbahn. Vom 9. bis 22. Juni haben wir zunehmenden Mond, der sich abends zeigt, und in der ersten und letzten Monatswoche ist der Mond abnehmend und leuchtet vor allem in der zweiten Nachthälfte.

Bereits in der hellen Abenddämmerung, etwa eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang, zeigt sich der helle Abendstern, unser Nachbarplanet Venus. Ganz allmählich gewinnt sie an Sichtbarkeit. Gleich links oberhalb der Venus zeigt sich in der ersten Monatshälfte der Merkur. Dieser sonnennächste Planet hat jetzt seinen besten Auftritt in diesem Jahr, bei dem er um den 10. Juni seine größte Höhe am Abendhimmel erreicht. Dennoch ist dies wenig spektakulär, wenn man nicht genau weiß, wo man ihn finden kann: Nur sechs Grad „links über Venus“ steht Merkur in seiner größten östlichen Elongation zur Sonne – mit 24 Grad Winkelabstand zu unserem Tagesgestirn. Merkur schafft es damit nicht, aus dem hellen Lichtreich der Sonne herauszutreten und ist nur für geübte Beobachter gut zu finden. Dennoch ist dies unsere beste Chance, den sonnennächsten Planeten in diesem Jahr abends zu sehen.

Sobald es etwas dunkler geworden ist, können wir hoch über unseren Köpfen unseren Wegweiser am Himmel ausmachen – die sieben Sterne des „Großen Wagens“. Verlängern wir den Bogen der Wagendeichsel, so führt er uns zunächst hoch im Süden zu dem hellen, rötlichen Stern Arktur und weiter nach Süden zum Planeten Saturn und zu Spica in der Jungfrau. Spica funkelt bläulich-weiß, Saturn erscheint in ruhigem, gelb-orangen Licht. Die beiden Gestirne sind jetzt im Juni nicht zu übersehen: Halbhoch im Süden dominieren sie den Himmel bei Anbruch der Nacht. Am 18./19. Juni bekommen sie Besuch vom zunehmenden Mond, der südlich an ihnen vorbeizieht.

Auch Saturn wird von Monden umkreist – mehr als 60 wurden bisher entdeckt und sieben sind davon hell genug, um auch in Amateurfernrohren gesehen zu werden. Allen voran der Riesenmond Titan, der alle 16 Tage einmal um den fernen Ringplaneten kreist und als kleines, umlaufendes Sternchen verfolgt werden kann.

Gleich „links von Saturn“ beginnt das Sternbild Waage – ein zugegeben recht unscheinbares Sternbild, das nur aus recht lichtschwachen Sternen besteht. Vor über 2000 Jahren stand die Sonne zu Herbstbeginn am 23. September vor dieser Himmelsregion, weshalb man den Herbstpunkt auch heute noch Waagepunkt nennt. In unserer Zeit wandert die Sonne vom 31. Oktober bis 23. November von der umlaufenden Erde aus gesehen durch dieses Tierkreissternbild. In der Antike wurden dessen Sterne noch zum Skorpion gerechnet, den wir östlich (links) neben der Waage am Südhorizont mit seinen hellsten Sternen funkeln sehen.

Standesgemäß zeigt sich auch das Sommerdreieck die ganze Nacht hoch am Himmel, mit den Sternen Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler. Gegen 3 Uhr erreicht das markante Sternendreieck zusammen mit den prächtigen Partien der sommerlichen Milchstraße die Südrichtung.

Diese Monatssternkarte ist auch erhältlich im Planetarium Hamburg oder kann im Internet zusammen mit dem dazugehörenden Sternen- Podcast heruntergeladen werden: www.abendblatt.de/sterne