In Hamburg wird ein klinisches Register eingeführt. Ziel ist, durch Daten über Diagnosen, Therapien und Verläufe die Behandlung zu verbessern.

Hamburg. Jedes Jahr erkranken in Hamburg mehr als 10.000 Menschen an Krebs. Fast 5000 sterben pro Jahr daran. Jetzt will die Hamburger Gesundheitsbehörde mit Unterstützung von Organisationen und Krankenkassen ein flächendeckendes klinisches Krebsregister einrichten, das die Versorgung von Krebspatienten langfristig weiter verbessern soll. In diesem Register werden Informationen zu Diagnose, Therapie und Krankheitsverlauf bei den Patienten in Kliniken und Praxen dokumentiert und ausgewertet.

Ziel ist es, objektive Daten darüber zu gewinnen, welche Therapie bei Krebserkrankungen welche Behandlungsergebnisse bringt. "Wir schaffen damit Transparenz darüber, wo und mit welchen Behandlungsmethoden Krebs erfolgreich behandelt wird", sagte die Hamburger Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD). Mit diesem Register ließen sich therapeutische Möglichkeiten laufend überprüfen und es solle eine Grundlage für gesundheitspolitische Entscheidungen in Hamburg werden.

Die inhaltlichen und finanziellen Rahmenbedingungen für die Einführung des Registers haben Bundesregierung und Bundesrat mit Verabschiedung des Krebsregistergesetzes gelegt. In Hamburg solle ab dem kommenden Jahr damit begonnen werden, sagt Prüfer-Storcks. An den Investitionskosten von rund 500.000 Euro wird sich die Deutsche Krebshilfe mit 90 Prozent beteiligen. Die Kosten für den laufenden Betrieb von rund einer Million Euro pro Jahr werden die Krankenkassen zu 90 Prozent übernehmen. Die Stadt Hamburg wird jeweils einen Anteil von zehn Prozent finanzieren.

Allerdings wird es noch einige Jahre dauern, bis die Auswertungen den Patienten zugutekommen. "Ein neu eingerichtetes Krebsregister braucht erfahrungsgemäß fünf Jahre, bis es eine angemessene Grundlage für die Beurteilung der Ergebnisse liefert", sagte Prüfer-Storcks.

"Mit dem Register wollen wir erreichen, dass Ergebnisse regional, national und international vergleichbar werden. Nur durch diesen Vergleich lassen sich Erfolge und Defizite beschreiben", sagte Prof. Ulrich Kleeberg, Vorsitzender der Hamburger Krebsgesellschaft. Das Vorgehen werde so aussehen, dass ein krebskranker Patient von seinem Arzt gebeten werde, sein Einverständnis zur Dokumentation der Eckdaten seines Krankheitsverlaufes zu geben, unter Beachtung der Regeln des Datenschutzes. Diese Daten würden aufgearbeitet und dann den behandelnden Ärzten zur Verfügung gestellt, zusammen mit einem Vergleich mit den Behandlungsergebnissen von anderen Einrichtungen, so dass die Ärzte sehen könnten, wo sie stehen. Einmal pro Jahr werde es eine Veröffentlichung geben, die Patienten eine Orientierung bieten könne, für ihre jeweilige Kebserkrankung die richtige Klinik zu finden.

"Das Register hilft auf lange Sicht zu erkennen, welche Therapien für welche Patienten zum Erfolg führen", sagte Kathrin Herbst, Leiterin der Landesvertretung des Verbandes der Ersatzkassen in Hamburg. Wichtig sei auch, dass die Krankheitsverläufe sektorenübergreifend dokumentiert werden, also sowohl die stationäre wie die ambulante Behandlung.

Das klinische Krebsregister wird vernetzt mit dem epidemiologischen Krebsregister der Stadt Hamburg. In dieser Dokumentation, die öffentlich zugänglich ist (www.hamburg.de/krebsregister), sind alle Krebserkrankungen seit 1990 registriert. Dabei werden die Erkrankungszahlen und die Todesfälle für die einzelnen Tumorarten sowie nach Alter und Geschlecht differenziert.

Ein Beispiel: 2010 wurden in Hamburg insgesamt 1712 Neuerkrankungen an Brustkrebs registriert, 1695 davon bei Frauen. Am häufigsten betroffen war die Altersgruppe der 65- bis 69-Jährigen. An Brustkrebs gestorben sind in dem Jahr 383 Menschen, davon 378 Frauen. Schaut man sich die Fallzahlen in dem Zeitraum zwischen 1990 und 2010 an, fällt auf, dass die Zahl der Brustkrebserkrankungen deutlich zugenommen hat, von 1106 im Jahr 1990 auf 1712 im Jahr 2010.