Lohnender Blick: Wer in den frühen Morgenstunden nach Süden schaut, wird den Planeten Saturn kaum übersehen können.

Hamburg. Der April bietet uns einen lohnenden Blick zu den beiden "Giganten im Sonnensystem" - den Riesenplaneten Jupiter und Saturn. Aber wie kann man sie von echten Sternen unterscheiden, die ja selbst leuchtende, glühend heiße Gasbälle wie unsere Sonne sind? Ganz einfach: Sterne funkeln, aber Planeten nicht. Planeten sind uns im Vergleich zu Sternen so nah, dass wir sie als winzige Scheibchen wahrnehmen, deren Licht durch die Unruhe in unserer Lufthülle nicht genügend verzerrt wird, um sie funkeln zu lassen. Außerdem halten sich Planeten stets vor den bekannten zwölf Bühnenbildern des Tierkreises auf. Wenn wir also einen hellen Lichtpunkt in diesen Sternbildern finden, der ein ruhiges helles Licht zeigt, so sollte es ein Planet sein.

Schon kurz nach Sonnenuntergang fällt uns ein unübersehbar helles Gestirn hoch im Südwesten auf. Sein ruhiges Licht zeigt: Es ist der Riesenplanet Jupiter im Tierkreissternbild Stier, der nur noch am frühen Abend hoch am Himmel steht. Besonders schön ist es am 14. April, wenn die schlanke Sichel des zunehmenden Mondes abends genau zwischen Jupiter und Aldebaran, den Hauptstern des Stiers, wandert.

Sobald es ganz dunkel wird, sehen wir hoch über unseren Köpfen die sieben Sterne des Großen Wagens. Der Große Wagen ist nur der hellere Teil des viel größeren Sternbildes Großer Bär - oder genauer: der Großen Bärin. Der griechischen Sage nach war dies die wunderschöne Callisto, der Zeus nachstellte und die er flugs in eine Bärin verwandelte, als seine Göttergattin Hera ihm auf die Schliche kam. Auf Geheiß der misstrauischen Hera musste er die Bärin schließlich für ihn möglichst unerreichbar hoch hinauf in den Himmel schleudern - und dort kreist sie noch heute jede Nacht um den Polarstern.

Ziehen wir den Bogen der Wagendeichsel weiter, so führt er uns zu dem hellen, rötlichen Stern Arktur im Bärenhüter (lateinisch: "Bootes"). Gehen wir mit dem Schwung der Wagendeichsel über Arktur hinaus noch weiter nach Südosten, so treffen wir auf Spica, den bläulich funkelnden, hellen Hauptstern des Tierkreissternbildes Jungfrau. Weiter "links" daneben leuchtet viel heller der Planet Saturn.

Die Erde überholt am 28. April diesen viel langsameren Planeten und so steht unsere Welt dann genau zwischen Sonne und Saturn - der Planet befindet sich im Gegenschein, in Opposition zur Sonne und bleibt die ganze Nacht an unserem Himmel, auch wenn er für uns in höheren nördlichen Breiten leider nur noch eine eher bescheidene Höhe über dem Horizont erreicht.

Wer in den frühen Morgenstunden nach Süden schaut, wird den Planeten Saturn aber kaum übersehen können, denn er leuchtet in einem ruhigen gold-gelben Licht etwa genauso hell wie der hoch darüber stehende Stern Arktur. Mit einem Fernrohr ab etwa 30-facher Vergrößerung erkennen wir die filigranen Ringe des Planeten. Zurzeit blicken wir auf die Nordseite des um etwa 18 Grad geöffneten Ringsystems, das aus Milliarden vereister Brocken besteht, die die 100.000 Kilometer große Kugel des Saturns innerhalb von wenigen Stunden umkreisen.

Trotz Erdnähe trennen uns 1319 Millionen Kilometer von der eisigen Riesenkugel des Planeten und dessen Ringen. Das an Saturn reflektierte Sonnenlicht ist somit immerhin eine Stunde und 13 Minuten zu uns unterwegs. Dennoch: Saturn, der fernste unter den freisichtigen Planeten, ist in diesem Jahr der "König unserer Frühlingsnächte" und für alle Fernrohrbesitzer ein echter Leckerbissen.

Da Saturn der Sonne am Himmel gegenübersteht, trifft sich auch der Vollmond in diesem Monat mit dem Ringplaneten: In der Vollmondnacht vom 25. auf den 26. April steht die runde Mondkugel südlich von Saturn. Die ganze Nacht über leuchtet das Paar am Himmel. Es kommt auch noch zu einer Mondfinsternis, denn der Mond streift zwischen 21.52 Uhr und 22.23 Uhr die Randbereiche des Erdschattens. Man bekommt dabei den Eindruck, als ob der Mond ein wenig angeknabbert wird. Bei klarer Sicht ist das mit bloßem Auge oder noch besser mit einem Fernglas zu verfolgen. Saturn steht zu dieser Zeit noch "links" über dem Mond. Bis nach Mitternacht zieht der Mond vor den Sternen der Waage dann genau südlich am Ringplaneten vorbei.

Im Nordosten zeigen sich die ersten Anzeichen des Sommers: Das Sternbild Herkules folgt dem Bärenhüter, und die nördlichsten Sterne des Sommerdreiecks, die helle Wega in der Leier und Deneb im Schwan, machen sich bemerkbar - allerdings vor Mitternacht nur recht horizontnah und damit nicht von überall zu sehen. Erst in der zweiten Nachthälfte prägen die typischen Sterne des Sommers den Himmel - das vollständige Sommerdreieck ist dann zu sehen und im Süden der Skorpion, der nach der Waage als nächstes Tierkreissternbild im Südosten aufgeht.

Der April ist auch ein guter Monat, um nach Sternschnuppen Ausschau zu halten. Frühmorgens, vor Beginn der Morgendämmerung, dürfte die beste Beobachtungszeit sein, um die Leuchtspuren dieser verglühenden Staubkörnchen in unserer Erdatmosphäre zu sehen - allerdings nur abseits störender Lichter der Stadt.

Diese Monatssternkarte ist auch erhältlich im Planetarium Hamburg oder kann im Internet auch zusammen mit dem dazugehörenden Sternen-Podcast heruntergeladen werden: www.abendblatt.de/sterne