Bremen. Teetrinker erkranken seltener an Osteoporose, Krebs- oder Herz-Kreislauf-Leiden als Menschen, die kaum oder nie Tee trinken. Dies haben zahlreiche epidemiologische Studien ergeben. Warum das so ist, war bislang jedoch ungeklärt.

Eine Annahme war, dass Polyphenole, natürliche Substanzen in Tee, chemische "Übeltäter" im Gewebe binden und so unschädlich machen können. Nikolai Kuhnert, Professor für Chemie an der Jacobs University Bremen, und sein Team konnten nun jedoch erstmals zeigen, dass es molekularbiologische Wechselwirkungen zwischen bestimmten Tee-Inhaltsstoffen und der menschlichen Erbsubstanz gibt. Diese sollen für die positiven Auswirkungen des Tees verantwortlich sein. Das Bremer Forscherteam fand heraus, dass zwei der häufigsten Tee-Polyphenole besonders oft Bindungen mit DNA-Stücken und Proteinen eingehen, die am Ende von Chromosomen sitzen. Diese auch Telomer genannten DNA-Teilbereiche sind verantwortlich für die Stabilität der Chromosomen und schützen diese vor dem Zerfall.

Bereits Experimente mit der Fruchtfliege Drosophila hätten gezeigt, dass deren Lebensdauer sich durch Tee um 20 Prozent verlängern ließ, sagt Kuhnert. Die neuen Ergebnisse basieren auf Laborstudien mit menschlicher Telomer-DNA. "Sollte sich herausstellen, dass sich durch regelmäßigen Teekonsum Polyphenole im Zellkern anreichern, hätten wir tatsächlich erstmals den Nachweis dafür, dass ein Lebensmittel das menschliche Leben verlängern kann", sagt Kuhnert.