Ein 100 Lichtjahre entfernter Himmelskörper wandert ohne Mutterstern durch den Weltraum. Er hat die vier- bis siebenfache Masse des Jupiters.

Paris. Astronomen haben den ersten eindeutig heimatlosen Planeten entdeckt. Der Einzelgänger bewegt sich nur rund 100 Lichtjahre von der Erde entfernt allein durch den Weltraum, statt wie andere Planeten um einen Stern zu kreisen. Die Nähe des neu entdeckten Himmelskörpers zur Erde ermöglichte es dem internationalen Forscherteam, ihn genauer zu untersuchen und ihn so als kosmischen Vagabunden zu identifizieren. Ihren Daten nach handelt es sich um einen 20 bis 200 Millionen Jahre alten Planeten von der etwa vier- bis siebenfachen Masse des Jupiters, der über eine jupiterähnliche Atmosphäre verfügt. Auf seiner Oberfläche ist es vermutlich rund 400 Grad Celsius heiß.

Das geringe Alter des CFBDSIR2149 getauften Himmelskörpers lege nahe, dass es sich tatsächlich um einen Einzelplaneten handele, berichten Philippe Delorme von der Université Joseph Fourier in französischen Grenoble und seine Kollegen in einer kommenden Ausgabe des Fachmagazins „Astronomy & Astrophysics“ (arXiv:1210.0305v1). Das mache diesen Planeten zu einem wichtigen Bezugspunkt, um die Physik und Entstehung solcher Einzelgänger besser zu verstehen.

Echter Planet oder alter Brauner Zwerg?

Bereits seit den 1990er Jahren haben Astronomen mehrere Himmelskörper entdeckt, die als mögliche Einzelplaneten galten. Da sich aber ihr Alter nicht ermitteln ließ, war man nicht sicher, ob es sich wirklich um Planeten handelte oder aber um sehr alte, abgekühlte Braune Zwerge – Sterne, die zu klein geraten sind, um in ihrem Inneren dauerhaft eine Kernfusion zu entfachen, den Energielieferanten für das Leuchten eines Sterns. Am Anfang ihres Lebens sind diese Braunen Zwerge noch deutlich heißer als Planeten, aber sie kühlen im Laufe der Zeit langsam ab und können dann mit den teilweise nur wenig kleineren Planeten verwechselt werden.

Beim neu entdeckten Himmelskörper CFBDSIR2149 ist diese Unterscheidung etwas leichter. Denn er liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zum AB Doradus-Bewegungshaufen, einer Gruppe junger Sterne. Zudem wandert er auch in die gleiche Richtung wie diese. Die Astronomen schließen daraus, dass der Einzelgänger einst gemeinsam mit diesem Sternenhaufen entstand – und daher wie sie maximal 200 Millionen Jahre alt ist. Damit sei er zu jung, um ein abgekühlter Brauner Zwerg zu sein, konstatieren die Forscher.

Aus dem Heimatsystem verstoßen

Die Astronomen erhoffen sich von CFBDSIR2149 weitere Informationen darüber, wie Einzelplaneten entstehen. Bisher ist unklar, ob sie einst in Planetensystemen kreisten und aus diesen herausgeschleudert wurden, oder ob sie ähnlich wie Sterne in kollabierenden Gaswolken gebildet wurden. „Wenn es sich bei diesem kleinen Himmelskörper tatsächlich um einen Planeten handelt, der aus seinem Heimatsystem herausgekickt wurde, weckt dies die Vorstellung, dass es viele solcher Planeten-Waisen geben könnte, die einsam im Weltall treiben“, sagt Delorme.

Entdeckt hatten die Astronomen CFBDSIR2149 bei einer Himmelsdurchmusterung mit dem Canada France Hawaii Telescope auf Hawaii. Sie hatten nach kühlen Braunen Zwergen gesucht und dabei auch den jetzt beschriebenen Planeten entdeckt. Diesen untersuchten die Forscher anschließend mit dem Very Large Telescope und dem New Technology Telescope der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Chile genauer.