5900 Tonnen Straußenfleisch exportierte Südafrika. Größter Abnehmer: Deutschland. Nun droht die Vogelgrippe eine ganze Branche auszulöschen.

Kapstadt. Der Feind der Straußenfarmer in Südafrika heißt „H5N2“. Das Vogelgrippevirus grassiert unter Zucht- und Maststraußen im ganzen Land, vor allem der Südwesten ist betroffen. Allein in der Provinz Westkap wurden dem Landwirtschaftsministerium zufolge seit dem Ausbruch im Frühjahr 2011 mehr als 50.000 Tiere geschlachtet und entsorgt. Nun ringt die gesamte Branche Südafrikas, bisher weltweit größter Exporteur von frischem Straußenfleisch, ums Überleben.

Wilde Wasservögel verbreiteten das Virus, das für Menschen als ungefährlich gilt, im Frühjahr 2011. Wenn ein einziges Tier einer Herde positiv getestet wird, muss der ganze Bestand getötet werden - dies schreibt die Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) vor.

„Es ist verrückt, eine ganze Herde zu keulen, nur weil ein Tier das Virus hat“, kritisiert der Sprecher des Agrarministeriums der Provinz, Wouter Kriel. Die Zahl der Farmer am Westkap hat sich nach Angaben des Straußenfarmer-Verbands binnen 18 Monaten von etwa 600 auf 300 halbiert. Rund 100 Millionen Rand (9 Millionen Euro) büßt die Branche derzeit nach eigenen Angaben monatlich ein.

Auch die Straußenfarmer, deren Vögel nicht von dem Virus befallen sind, haben Existenzsorgen. Wegen des vor eineinhalb Jahren verhängten Einfuhrverbots der EU für südafrikanisches Straußenfleisch müssen sie schwere Verluste hinnehmen. 60 Prozent der Produktion gingen früher nach Europa. „Wir befürchten den totalen Zusammenbruch der Branche, wenn wir die Vogelgrippe nicht bald in den Griff bekommen“, sagt Kriel. Erst wenn zwei Monate lang kein neuer Fall mehr auftrete, könne die EU den Import wieder freigeben.

Bis dahin bleibt den Farmern nichts anderes übrig, als ihr Fleisch zu relativ niedrigen Preisen im Inland zu verkaufen. Etwa 60 Rand (5,50 Euro) kostet beispielsweise ein Kilo Straußenfilet – und dennoch läuft der Verkauf schleppend. „Die Südafrikaner hatten bisher nicht viel mit Straußenfleisch am Hut“, klagt der Fleischexporteur Werner Raubenheimer von der Firma Swartland Volstruise in Malmesbury nahe Kapstadt. Sein Unternehmen musste wegen der Krise bereits die Hälfte der Angestellten entlassen.

Die Lücke, die das Importverbot in Europa geschaffen hat, haben andere genutzt: Vor allem Australien liefert jetzt frisches Straußenfleisch für europäische Feinschmecker. „Die Situation ist für uns bedrohlich. Wenn wir endlich wieder exportieren dürfen, müssen wir erst die verlorenen Märkte wieder zurückerobern“, betont Piet Kleyn vom Straußen-Branchenverband.

Anders als „H5N1“, an dem auch schon Menschen starben, sei „H5N2“ für Menschen ungefährlich, erläutert der Vize-Direktor des Instituts für Tiergesundheit, Pieter Koen, in Kapstadt. Selbst Farmer und Arbeiter, die monatelang Kontakt mit infizierten Vögeln hatten, seien nicht erkrankt, so der Tierarzt. Auch die Vögel zeigten meist keine sichtbaren Symptome, nur zuweilen wurden geschwollene Augen und Nasenschleimhäute beobachtet.

Die betroffenen Farmer dürfen erst wieder Tiere züchten, wenn sie die neuen Richtlinien der Behörden erfüllen: Verlangt werden unter anderem hohe Zäune um die Gehege, das Fernhalten der Tiere von offenen Gewässern auf der Farm, und mit Chlor angereichertes Trinkwasser für die Straußen. „Viele Farmer haben nach Monaten ohne Einnahmen einfach nicht das Geld, um die Vorgaben umzusetzen“, klagt der Farmer Ranger Gerebe von der Cango Show Farm nahe Oudtshoorn.

Schnell besiegen lässt sich die Vogelgrippe aber ohnehin nicht: „Selbst wenn wir die gesamte Straußenpopulation auslöschen, kann das Vogelgrippevirus sich immer noch bei wilden Vögeln ausbreiten“, warnt Provinz-Landwirtschaftsminister Gerrit van Rensburg.