Obwohl sie aufrecht gehen konnten, wollten unsere Vorfahren aus der Bronzezeit hoch hinauf. Ihre Schulterblätter ähnelten denen von Affen.

San Francisco. Obwohl sie schon aufrecht gehen konnten, hielten sich unsere frühen Vorfahren wohl noch oft in den Bäumen auf. Darauf deuteten die Schulterblätter des Vormenschen Australopithecus afarensis hin, der vor etwa 3,2 bis 3,3 Millionen Jahren lebte, berichten US-Forscher im Fachjournal "Science".

Das bekannteste Fossil dieser Art ist ein 1974 in Äthiopien entdecktes Teilskelett, das Forscher "Lucy" tauften, weil es wohl von einer Frau stammt. Für die "Science"-Studie untersuchten Wissenschaftler um Zeresenay Alemseged von der California Academy of Sciences ein anderes Skelett, nämlich die Überreste des sogenannten Dikika-Mädchens, die 2000 in Äthiopien gefunden worden waren.

Ob Australopithecus afarensis noch auf Bäume kletterte, wird seit 30 Jahren heftig debattiert. Ein Grund ist, dass bisher kaum Überreste des Schultergürtels gefunden wurden. "Weil die Schulterblätter so dünn sind, bleiben sie nur selten erhalten - und wenn, dann meist nur in Bruchstücken", erläuterte Alemseged. Zwei intakte Schulterblätter zu finden, komme einem Jackpot gleich. Das von einem dreijährigen Kind stammende Skelett war in einen Sandsteinblock eingebettet. Um die Schulterblätter freizulegen, benötigten die Forscher elf Jahre.

Die Untersuchung ergab, dass der Sockel für das Schultergelenk nach oben zeigt. Damit ähnelt er dem der heutigen Menschenaffen. "Diese Form verteilt die Belastung beim Klettern und Über-Kopf-Greifen besser", so die Forscher. Beim Menschen zeige die Ansatzstelle des Gelenks nach unten und außen. Australopithecus afarensis besaß zwar schon Beine und Füße, die an einen aufrechten Gang angepasst waren. Dennoch habe dieser Vormensch die Anpassungen an eine kletternde Lebensweise zunächst beibehalten. "Dies bestätigt die einmalige Stellung, die diese Art in der menschlichen Evolution einnimmt", sagte Alemseged.