Neugeborene Mädchen werden im Schnitt fast 83 Jahre alt. Seit 1960 hat sich die Lebenserwartung laut OECD um eine Dekade verlängert.

Berlin. Die Deutschen werden immer älter. Neugeborene Jungen haben eine durchschnittliche Lebenserwartung von 77 Jahren und 9 Monaten, Mädchen sogar von 82 Jahren und 9 Monaten. Das geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Modellrechnung des Statistischen Bundesamtes hervor, für die alle Sterbefälle von 2009 bis 2011 und amtliche Bevölkerungsdaten ausgewertet wurden. Damit erhöhte sich die Lebenserwartung verglichen mit der Untersuchung für 2008 bis 2010 bei Jungen um drei Monate, bei Mädchen um zwei Monate.

„Auch für ältere Menschen hat die Lebenserwartung weiter zugenommen“, schreiben die Statistiker. Jeder zweite Mann wird wenigstens 80 Jahre alt, jede zweite Frau kann sogar ihren 85. Geburtstag erleben. Ein heute 65-jähriger Mann kann damit rechnen, weitere 17 Jahre und 6 Monate zu leben. 65-jährige Frauen haben sogar noch 20 Jahre und 8 Monate vor sich. Ältere haben statistisch gesehen eine höhere Lebenserwartung als Neugeborene, da sie Risiken wie dem frühen Kindstod oder tödlichen Arbeitsunfällen nicht mehr ausgesetzt sind.

Hält der positive Trend in diesem Tempo an, kann ein 2009 geborener Junge nach Prognose der Statistiker mit einer Lebenserwartung von 86 Jahren und 5 Monaten rechnen. „Bei einem Mädchen sind es sogar 90 Jahre und 8 Monate“, konstatierten die Statistiker.

„Lücke schließen”

Angesichts der zunehmenden Alterung warnt die Industriestaaten-Organisation OECD vor einer Abkehr von der Rente mit 67. „Deutschland ist im internationalen Vergleich früh auf die Rente mit 67 eingeschwenkt“, sagte OECD-Sozialexpertin Monika Queisser. „Es muss jetzt daran gearbeitet werden, dass die Leute auch länger arbeiten können und sich die Lücke zwischen tatsächlichem und gesetzlichem Renteneintrittsalter weiter schließt.“ Nach OECD-Angaben gehen Männer derzeit im Schnitt mit 61,9 Jahren in Rente, Frauen mit 61,4 Jahren. Die OECD-Expertin plädiert dafür, „die Arbeitsbedingungen graduell über die gesamte Lebensarbeitszeit anzupassen, damit Männer wie Frauen in einem guten Gesundheitszustand ihre letzten Arbeitsjahre bestreiten können“.