2009 gab es nur noch 20 dieser seltenen Kammleguane. Nun war eine große Rettungsaktion erfolgreich. 15 neue Junge sind geschlüpft.

Sigatoka. Tom Hanks und Wilson, der blutbeschmierte Ball, waren im Film „Verschollen“ aus dem Jahr 2000 die einzigen Gesichter auf einer einsamen Insel im Pazifik. Hanks mutiert in der Filmrolle nach einem Flugzeugabsturz auf einer unbewohnten Insel vom pummeligen Durchschnittsamerikaner zum asketischen Wilden mit Rauschebart und Rastalocken. Der Ball wird auf der Insel zu seinem Begleiter und Ansprechpartner. Ganz so einsam war es am Drehort auf der zu Fidschi gehörenden unbewohnten Insel Monuriki in Wirklichkeit aber nicht.

Dort lebten damals die letzten Kammleguane (Brachylophus vitiensis) und – zu deren Verhängnis – jede Menge Ziegen und Ratten. Bewohner anderer Inseln brachten Ziegen zum Grasen her, um sie dann gut angefettet zu verkaufen. Den Leguanen fraßen sie aber das Futter weg und zerstrampelten ihre Eier.

Vor drei Jahren setzte Fidschi zur großen Rettungsaktion an. Ganze 20 der knallgrünen Waldbewohner mit den markanten weißen Streifen und Kämmen aus Hornspitzen auf dem Rücken waren auf der Insel noch zu finden. Sie wurden für ein Zuchtprogramm eingesammelt.

In dem Tierpark Kula Eco in Sigatoka auf Fidschis Hauptinsel Viti Levu liegen jetzt je vier Eier in zwei Glasschalen mit Sand. Die einen sind ein bisschen größer als die anderen. „Die Kammleguane legen Eier mit weicher Schale, die wachsen“, sagt Ramesh Chand, Besitzer des Tierparks. Er betrachtet die Ausbeute stolz. „15 sind seit 2009 schon geschlüpft, unsere Erfolgsquote ist 100 Prozent.“ Die Jungtiere rascheln in ihren Käfigen geräuschvoll durch das Blattgrün. Selbst mit ihren Zebrastreifen sind sie reglos auf den Ästen sitzend oft erst auf den zweiten Blick zu sehen.

Die Leguane auf Fidschi sind einzigartig. Die nächsten Verwandten leben tausende Kilometer entfernt in Südamerika. Nur auf Madagaskar gibt es ähnliche Tiere, die zwar Leguane heißen, aber nicht zur selben Familie gehören, wie Reptilien-Spezialist Peter Harlow vom Taronga-Zoo in Sydney sagt. Die Kammleguane der Monuriki-Insel sind noch einzigartiger: Sie unterscheiden sich genetisch auch von ihren Artgenossen auf der Insel Yada Taba, wie Tests 2008 zeigten. „Sie werden vom Kopf bis Schwanzspitze einen Meter lang – die anderen kommen nur auf 85 Zentimeter“, sagt Chand.

Während auf Yada Taba eine solide Population von jetzt 12.000 Tieren lebt, bot sich dem Biologen auf Monuriki 2003 ein dramatisch anderes Bild. 200 bis 300 Ziegen hatten die 41 Hektar große Insel völlig kahlgefressen. „Einige Ziegen sind in der Trockenzeit dort sogar verhungert“, sagt Harlow. „Der Waldboden bestand praktisch nur noch aus Ziegenfäkalien und Urin – es stank entsetzlich.“ Ohne Eingreifen wären die Tage der Monuriki-Leguane gezählt gewesen. Die Idee: die Tiere einsammeln, aufpäppeln, zum Brüten bringen und in ein paar Jahren eine gesunde Population zurück auf die Insel schicken. In der Zwischenzeit soll ihre Heimat rehabilitiert werden.

„Der Erfolg des Plans steht und fällt mit der Entfernung der Ziegen“, sagt Harlow. Die meisten dieser Tiere wurden eingefangen, die letzten von Scharfschützen niedergestreckt. „Der Trockenwald hat sich schnell wieder erholt“, sagt Elizabeth Erasito, Direktorin von Fidschis Naturschutzbehörde National Trust. Gerade wurde die Vegetation systematisch untersucht, um sicherzustellen, dass auch die Bäume nachwachsen, die die Leguane brauchen. Nach Angaben von Harlow waren auf Monuriki nur zwei Prozent der Vegetation für Leguane essbar. 15 bis 20 Tiere sollen 2015 zurückgebracht werden. „Die Insel hat genug Lebensraum für gut 2000 Leguane“, sagt Harlow.

Chand muss seine Tiere in Gitterkäfigen mit dicken Schlössern halten. Sein Gelände liegt am Wald, die Zugänge sind nachts in Flutlicht getaucht und streng gesichert. „Einer dieser Leguane ist ein paar Tausend US-Dollar wert“, berichtet er. 2007 war ein Amerikaner in den USA festgenommen worden, der fünf Jahre zuvor im Kula Eco Park Exemplare einer anderen Leguan-Art gestohlen und in einem Hohlraum in seiner Beinprothese aus Fidschi schmuggelte.

Im vergangenen Dezember wurde ein 31-jähriger Deutscher mit einem Kammleguan im Rucksack am Flughafen geschnappt. Zuvor waren in seinem Hotelzimmer mehrere Tiere gefunden worden. Er wurde zu 15.000 Fidschi-Dollar (6600 Euro) Strafe verurteilt, schrieb die „Fiji Times“. „Wir haben keine Ahnung, wo die Tiere herkamen – von uns nicht“, sagt Chand. Bei ihm müssten die nächsten Jungtiere Anfang 2013 schlüpfen, Nummer 16 bis 23 im Brutprogramm.