Würden Sie den Führerschein erneut bestehen? Haben Sie das Zeug zum Kfz-Mechatroniker? Kennen Sie sich auf Hamburgs Straßen aus? Am Montag geht's los, ab dann präsentieren wir täglich Fragen aus einem anderen Test. Viel Spaß bei der Lösung!

Hamburg. "Das ganze Leben ist ein Quiz", singt Hape Kerkeling. Ist diese Aussage a) richtig oder b) falsch? Professor Günter Trost würde wohl Antwort b) ankreuzen. "Das ganze Leben ist nämlich ein Test", sagt er. Und der Mann muss es wissen: Der 64 Jahre alte Psychologe aus Bonn-Bad Godesberg gilt bundesweit als "Test-Papst". Mehr als 50 Eignungstests hat er in den vergangenen 35 Jahren entwickelt - und damit das Leben von Hunderttausenden nachhaltiger beeinflusst als hohe Benzinpreise oder ein verregneter Sommer es je könnten. Allein 16 Jahre lang, bis er 1997 abgeschafft wurde, hat der von Trost entworfene Medizinertest darüber entschieden, wer in Deutschland Arzt wurde und wer nicht. Bis heute prüfen unter anderem die Hamburger Bucerius Law School, die Universität Lüneburg und auch die Universität St. Gallen mit einem Test aus dem Hause Trost, welcher Bewerber sich zum guten Studenten eignet. "Ein Normalbürger muss im Leben durchschnittlich zehn Tests ablegen", sagt Trost. "Je nach Laufbahn können es aber auch mehrere Dutzend sein."

Wer sich beispielsweise mit Alkohol im Blut im Straßenverkehr Ärger einfährt, muss danach zur Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU) antreten. Die drei Buchstaben klingen freundlicher als "Idiotentest", meinen aber genau den. Auch ein Hochschulstudium besteht aus einer fast unendlichen Abfolge von Tests, die in Cafes nur vor- und nachbereitet werden. Erst vor zwei Tagen ist für Hamburger Medizinstudenten eine neue Prüfung eingeführt worden, die es zu bestehen gilt, ehe die Studenten überhaupt einen Hörsaal von innen sehen: Das Universitätsklinikum Eppendorf wählt Bewerber mit einer 90-minütigen, naturwissenschaftlichen Aufnahmeprüfung aus - als bisher einzige medizinische Fakultät in Deutschland.

"In den USA gibt es ein Vielfaches an Tests", sagt Trost. "Es dauert aber nicht mehr lange, bis auch hierzulande noch mehr getestet wird." Hamburger Kita-Kinder müssen teils schon jetzt im "Vorstellungstest" beweisen, dass sie reif für die Grundschule sind. Und Trost überlegt derzeit gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit, künftig einen Test für Senioren anzubieten. "Es geht darum, welche Kompetenzen sie auf dem Arbeitsmarkt nach Ende der aktiven Berufslaufbahn einbringen können."

Längst lebt eine ganze Branche vom "Test-Geschäft". Trainer gibt es nicht mehr nur für die körperliche, sondern auch für die geistige Fitness. Das Abendblatt ist von Montag an Ihr Trainer: Jeden Tag präsentieren wir Fragen aus einem anderen Test - von der Führerscheinprüfung bis zur Platzreife-Prüfung für Golfer. Haben Sie das Zeug zum Kfz-Mechatroniker? Sind Sie kreativ wie ein Werber? Wären Sie ein toller Taxifahrer? Willkommen beim großen Abendblatt-Testival! Zudem stellen wir einen Menschen vor, der den jeweiligen Test gerade erst absolviert hat oder sich darauf vorbereitet.

Testfrage: Was macht einen guten Test aus? "Er muss systematisch aus sogenannten Anforderungsanalysen von Experten, also Testiologen, hergeleitet und empirisch erprobt worden sein", sagt Trost. Im Klartext: "Wenn die Quote der Studienabbrecher über Jahre gering ist, spricht das für den Erfolg des Eignungstests." Bis zu ein Jahr dauere es, einen ausgereiften Test zu entwerfen.

Günter Trosts Karriere als Vater der Eignungstests begann Anfang der 70er-Jahre. Die Studienstiftung des Deutschen Volkes wollte die Elite, die damals noch nicht so recht so heißen durfte, fördern. Auf der Suche nach einem neutralen Auswahlverfahren stieß man auf den jungen Stipendiaten Trost und schickte ihn in die USA, um die Aufnahmetests der dortigen Universitäten zu studieren. So kam der Psychologe zur "Studieneignungsdiagnostik", wie er es nennt. Mittlerweile sind damit in Trosts eigener Firma, ITB Consulting, mehr als 20 Mitarbeiter beschäftigt. Sie denken sich Zahlenreihen, Analogien, Aufgaben mit grafischen Symbolen aus. "Diese drei Aufgabetypen sind weit verbreitet, kommen in fast allen Intelligenztests vor", sagt Trost.

Aber darf ein sogenannter Multiple-Choice-Test, bei dem Kandidaten Muster aus Kreisen und Dreiecken erschließen, tatsächlich über die Zukunft eines Menschen entscheiden? "Sicherlich nicht allein", sagt Trost. "Sozialkompetenz lässt sich beispielsweise besser in einem Gespräch erkennen. Ein schriftlicher Test sollte nur einer von mehreren Bausteinen sein."

Die Angst durchzufallen, die Panik als Verlierer zu gelten - sie macht teilweise schon Grundschülern zu schaffen. "Der Leistungsdruck hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen", sagt Bernd Nixdorff, seit 16 Jahren Psychologe an der Universität Hamburg. Der 55-Jährige und seine Kollegen beraten jedes Jahr mehr als 400 Studenten bei Prüfungsangst. "Wichtig ist, dass man herausfindet, welcher Lerntyp man ist", sagt Nixdorff. "Bin ich Typ Lerche oder Typ Eule, also bin ich tagsüber oder eher abends aufnahmebereit." Steigern Bananen wirklich die Leistung? Von Montag an gibt der Experte täglich einen Lerntipp im Abendblatt.

Dumme Fragen gibt es nicht, heißt es im Volksmund. Doch verbotene Fragen gibt es - zumindest im Bewerbungsgespräch. "Nicht erlaubt sind alle Fragen, die mit der zu besetzenden Stelle nichts zu tun haben. Es muss ein berechtigtes Interesse an der Information bestehen", sagt Rechtsanwältin Verena S. Rottmann (53). Die finanziellen Verhältnisse oder auch mögliche Vorstrafen gingen den Arbeitgeber nichts an. "Es sei denn, es geht um einen Job als Kassiererin oder in einer Bank." Auch Fragen nach Krankheiten oder Religion seien tabu, so die Arbeitsrechtlerin. Wie sollte der Bewerber reagieren, falls diese Fragen doch gestellt werden? "Diplomatisch", sagt Rottmann. "Aber das Bundesarbeitsgericht hat sogar für solche Fälle das 'Recht auf Lüge' postuliert." Insgesamt habe sich der Ton in Prüfungsgesprächen verschärft, sagt Rottmann. "Nicht selten gibt es auf eine Stelle Hunderte von Bewerbern. Denen wird dann in vielen Tests oft sehr viel abverlangt."

Und, welcher Test fehlt noch in der Sammlung? "Ich träume von einem Test, der den perfekten Architekten aus einer Masse von Bewerbern filtert", sagt Test-Papst Günter Trost. "Der einen Architekten mit Fachwissen, maximaler Kreativität, Kundenorientierung und Umweltbewusstsein findet."