Kieler Forscher bekamen bereits erste Daten, noch vor dem geplanten Aufsetzen am Montag

Kiel/Washington. Sieben Minuten sind es, die Nasa-Ingenieure in diesen Tagen zittern lassen. Sieben Minuten, in denen das Roboterfahrzeug "Curiosity" (Neugier) am Montag in die Mars-Atmosphäre eintreten und nach einer Reihe komplizierter Manöver auf dem Planeten aufsetzen soll. Die Landung gegen 7.31 Uhr mitteleuropäischer Zeit wird nämlich sehr ungewöhnlich ablaufen: Der Rover hat die Ausmaße eines Kleinwagens und kann wegen seines hohen Gewichts nicht wie seine Vorgänger "Spirit" und "Opportunity" mit Airbags landen. Deshalb wird er in einer Eindringkapsel, die die Form einer 4,50 Meter großen Diskusscheibe hat, in der dünnen Mars-Atmosphäre aerodynamisch von 21 000 auf 1500 Kilometern in der Stunde abgebremst. Danach sinkt die Sonde an einem Fallschirm weiter hinab und legt die letzten anderthalb Kilometer an einem von acht Raketentriebwerken abgebremsten und gesteuerten Himmelskran zurück. Etwa zwölf Sekunden vor dem Aufsetzen wird das Landemodul mit Stahlseilen auf die Oberfläche abgelassen und die Räder ausgeklappt.

Läuft alles wie geplant ab, wird "Curiosity" im Gale-Krater landen, einem Gelände in Äquatornähe des Mars. Der Rover kann aus der Mars-Atmosphäre zunächst nur wenige Informationen an die Erde schicken. Stattdessen sendet er nach jedem erfolgreichen Teil des Landemanövers Ultrahochfrequenztöne an die Raumsonde "Odyssey", die den Mars umkreist. Diese leitet sie weiter.

Für die Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der Christian-Albrechts-Universität Kiel sind die ersten Erfolge schon jetzt sichtbar: Sie haben bereits während des Flugs zum Mars mit dem Strahlungsmessgerät RAD (Radiation Assessment Detector) die Strahlung im Weltraum gemessen. Nach der Landung des Rovers werden mit RAD dann zum ersten Mal Strahlungswerte direkt auf dem Mars gemessen. "Mit den Ergebnissen können wir dann berechnen, wie sich etwa zukünftige Mars-Astronauten vor der Strahlung schützen müssen", erläutert DLR-Wissenschaftler Dr. Günther Reitz.

Immer wieder wurde das Strahlungsmessgerät RAD nach dem Start am 26. November 2011 eingeschaltet. Drei Sonnenstürme - im Februar, März und Mai 2012 - konnten so gemessen werden. In den nächsten zwei Jahren wird das Strahlungsmessgerät dann die ersten Messungen direkt auf dem Mars durchführen. Da der Planet kein Magnetfeld hat und nur durch eine sehr dünne Atmosphäre geschützt wird, wird die Strahlung deutlich höher als auf der Erde sein.