Die Klimaforschung in Hamburg genießt internationales Renommee und ist einer der wissenschaftlichen Leuchttürme der Stadt.

17 Uni-Institute, das Max-Planck-Institut für Meteorologie und das Institut für Küstenforschung des Geesthachter Forschungszentrums GKSS haben sich zum KlimaCampus zusammengeschlossen. Unter dem Motto "Neues aus der Klimaforschung" präsentieren Wissenschaftler des KlimaCampus den Abendblatt-Lesern einmal im Monat neueste Ergebnisse aus ihrem jeweiligen Forschungsgebiet.

Sie kennen das vielleicht: Während die Luft in der Stadt im Sommer mitunter unerträglich scheint, weht draußen auf dem Land ein leichter, kühlender Wind. Und während es in Altona nur sachte nieselt, berichten Freunde im Nordosten Hamburgs, auf der Lee-Seite der Stadt, von heftigen Niederschlägen. Tatsächlich hat dies nichts mit dem weltweiten Klimawandel zu tun. Es handelt sich um kleinräumige Wetterphänomene. Eines zeigen die Beispiele aber deutlich: Städte mit ihren vielen Bewohnern, Gebäuden und Industrieanlagen beeinflussen Temperatur, Wind und Niederschlag - bis zur Ausprägung eines spezifischen Stadtklimas.

Verglichen mit dem, was wir über den globalen Klimawandel wissen, steckt das Thema Stadtklima in den Kinderschuhen - nicht zuletzt, weil in den Ballungsräumen entsprechende Messnetze und Daten fehlen. Umso spannender ist die jüngste Analyse des Teams meiner Kollegin Prof. Heinke Schlünzen vom Meteorologischen Institut des KlimaCampus zusammen mit dem Deutschen Wetterdienst. Demnach ist die Durchschnittstemperatur in Fuhlsbüttel seit 1891 alle zehn Jahre um 0,07 Grad gestiegen. Legt man die letzten 60 Jahre zugrunde, beträgt der Anstieg sogar mehr als das Doppelte. Für die letzten 30 Jahre zeigt die Kurve noch steiler nach oben.

Nun ist es ja eigentlich schön, wenn es in Hamburg künftig etwas wärmer wird, sagen vielleicht viele. Allerdings regnet es auch mehr, besonders in den Wintermonaten und im Juni. Die Untersuchung zeigt außerdem, dass nicht nur die jährliche Niederschlagsmenge, sondern auch die Anzahl der überdurchschnittlich starken Regenfälle zugenommen hat. Der Anstieg ist vermutlich nicht nur eine Folge des globalen Wandels, auch Hamburg selbst hat sich enorm verändert.

Vor mehr als 100 Jahren waren viele Vorstädte noch "grüne Wiese". Heute haben wir in Fuhlsbüttel nicht nur regen Flugverkehr, dort leben auf knapp sieben Quadratkilometern auch fast 12 000 Menschen. Globale und städtische Effekte zu unterscheiden, ist schwierig, gleichzeitig aber enorm wichtig um abzuschätzen, wie die Entwicklung weitergeht. Und um zu beurteilen, wie wir uns vor den Folgen schützen können.

So wäre es zum Beispiel denkbar, die Bebauung aufzulockern und mehr in die Fläche zu gehen, um die Wirkung der innerstädtischen Wärmeinseln zu mildern. Umgekehrt prüfen wir aber auch, ob eine dichtere, kompaktere Bebauung Vorteile hat, wenn dazwischen umso größere Grünflächen geschaffen werden. Welche Verkehrskonzepte brauchen wir dann? Welche Bedürfnisse hat die alternde Gesellschaft? Und fühlen wir uns in diesen Städten noch wohl?

Stadtklima = globaler Klimawandel + die Variable X. Klimaänderungen sind in Ballungsräumen tendenziell stärker spürbar - etwa wenn Hitzewellen auftreten und die Temperatur nachts nicht ausreichend absinkt. Andere Effekte wirken sich womöglich mildernd aus: Durch eine enge, hohe Bebauung entstehen beispielsweise regelrechte Fallwinde, die für Durchmischung der Luft und Temperaturausgleich sorgen.

Tatsache ist, dass wir die Planung unserer Städte für die kommenden Jahrzehnte neu ausrichten müssen. Dabei geht es nicht nur um Hochwasserschutz, sondern auch um Bebauung, Gestaltung von Grünflächen und ein ausreichendes Abwassersystem. Unsere Forschung liefert hierfür die wissenschaftliche Grundlage.