Heiß oder kalt, Stickstoff oder Sauerstoff: Welche Bedingungen unsere Nachbarplaneten für Organismen bieten

Die Vielfalt des Lebens auf der Erde ist zumindest in unserem Sonnensystem einzigartig. Allerdings könnten auf einigen Planeten primitive Lebensformen wie Bakterien existieren. Als heißester Kandidat für außerirdische Organismen gilt Jupitermond Europa. Ein Überblick, was Astronomen über unsere Nachbarplaneten wissen.

Merkur ist der innerste Planet unseres Sonnensystems. Er umkreist die Sonne in einer mittleren Entfernung von "nur" 58 Millionen Kilometern und wird deshalb von ihr regelrecht gegrillt. Weil er sich nur extrem langsam dreht, ist es auf seiner jeweiligen Sonnenseite tagelang bis zu 430 Grad heiß; auf der abgewandten Seite fallen die Temperaturen bis auf minus 170 Grad. Der Merkur hat keine Atmosphäre. Derzeit umkreist die Sonde Messenger den Planeten. Existiert dort Leben, wie wir es kennen, dann wohl unter der Oberfläche, wo es kühler sein könnte.

Noch unwirtlicher zeigt sich die Venus: Auf ihrer Oberfläche ist es im Mittel 462 Grad heiß, es herrscht ein Druck von 92 Bar. Ihre Atmosphäre besteht zu mehr als 95 Prozent aus Kohlendioxid (CO2); Wasser und Sauerstoff kommen nur in Spuren vor. Die CO2-Decke sorgt für einen Treibhauseffekt: Sie lässt Sonnenstrahlen durch, aber Wärmestrahlung, die von der Oberfläche zurückkommt, nicht entweichen. Deshalb geht es auf der Venus zu wie in einem Glutofen.Erkenntnisse erhoffen sich Forscher von der Esa-Sonde Venus Express, die den Planeten seit 2005 umkreist.

Auf dem Mars ist es vergleichsweise kalt: Minus 63 Grad beträgt die Durchschnittstemperatur auf dem roten Planeten. Seine Atmosphäre besteht zu 95 Prozent aus CO2. Der Treibhauseffekt fällt im Vergleich zur Venus aber gering aus, weil der Mars viel weniger Sonnenenergie abbekommt - er ist 228 Millionen Kilometer von ihr entfernt. Auf der Marsoberfläche entdeckte Stromtäler deuten darauf hin, dass auf dem roten Planeten einst womöglich Flüsse, Seen und sogar Ozeane existiert haben. Die Polkappen des Mars bestehen aus Kohlendioxideis und Wassereis. Vielleicht gab es also Leben auf dem Mars. Aufklären soll dies der Mars-Rover Curiosity, der im August landen soll.

Die äußeren Planeten Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun bestehen überwiegend aus leichten Gasen wie Wasserstoff und Helium. Deshalb haben diese sogenannten Gasriesen keine feste Oberfläche. Die Temperaturen liegen weit unter minus 140 Grad. Dass dort Leben existiert, ist unwahrscheinlich. Möglich wäre dies hingegen auf dem Jupitermond Europa, weil unter dessen Eispanzer wahrscheinlich ein großer See verborgen ist, wie Forscher 2011 herausfanden. Ein gar mehrere Hundert Kilometer tiefer Ozean existiert womöglich unter der Eisdecke des Saturnmonds Titan, berichten jetzt Forscher im Journal "Science". Im Gegensatz zum Mond Europa gebe es auf Titan wohl kein Leben, weil der Grund des Ozeans aus kaltem Eis bestehe und so weder Nährstoffe noch Energie liefere.

Pluto darf seit 2006 zwar eigentlich nicht mehr im Klub der Planeten mitspielen - er wurde von der Internationalen Astronomischen Union zum Zwergplaneten degradiert. Doch unter Beobachtung steht er weiterhin. So hat das Weltraumteleskop Hubble jetzteinen neuen und damit fünften Mond des Zwergplaneten entdeckt. S/2012 (134340) 1 oder auch P5, so seine vorläufige Bezeichnung, ist ein unregelmäßig geformter Brocken mit einem Durchmesser zwischen zehn und 25Kilometern. Er umkreist Pluto in einem Abstand von 25 Kilometern. Über Pluto selbst ist nur wenig bekannt. Minus 230 Grad und eine sehr dünne Atmosphäre, die zum größten Teil aus Stickstoff und zudem Kohlenmonoxid und Methan besteht, bieten jedoch nicht gerade ideale Lebensbedingungen.