Die Kampfmittel stammen aus dem ersten und zweiten Weltkrieg. Gefährlich sind sie vor allem für Fischer und auch für einzelne Meerestiere.

Kiel/Osnabrück. In den deutschen Gebieten von Nord- und Ostsee lagern einer Untersuchung zufolge noch 1,6 Millionen Tonnen Munition aus dem Zweiten Weltkrieg. Zu diesem Ergebnis ist eine Arbeitsgruppe der Länder Niedersachsen und Schleswig-Holstein sowie des Bundes gekommen, wie die „Neue Osnabrücker Zeitung“ (Donnerstagsausgabe) berichtete. Die Experten warnen vor einer Gefährdung von Fischern und beim Bau von Offshore-Anlagen.

Die Einzelheiten sollen in den nächsten Wochen in einem 30-seitigen Bericht veröffentlicht werden, dessen Entwurf der Zeitung vorliegt. Demnach haben die Experten 21 „munitionsbelastete Flächen“ in den deutschen Gebieten der Nordsee und 50 solcher Flächen im Ostseebereich festgestellt. Dazu kommen in der Ostsee 21 weitere Gebiete, in denen Munition vermutet wird. Von der Menge her ist allerdings die Nordsee weit stärker belastet: Allein 1,3 Millionen Tonnen alter Munition sollen hier vor den deutschen Küsten liegen.

„Es ist davon auszugehen, dass nach wie vor nur ein geringer Teil der durch Kampfmittel belasteten Flächen bekannt ist“, heißt es in dem Papier. Auch chemische Kampfmittel wurden in den Meeren versenkt. So wisse man, dass im sogenannten „Helgoländer Loch“ 90 Tonnen Artilleriegranaten mit dem Nervenkampfstoff Tabun lägen. Für die betroffene Stelle schlagen die Experten ein Fischfangverbot vor.

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Die Verfasser des Berichts gehen davon aus, dass der Munitionsschrott in den Meeren noch einige Jahrzehnte Gift in seine Umgebung freisetzen wird. Die Kampfmittel stellten „punktuell“ eine Gefahr dar. Das gelte insbesondere für Menschen, die mit dem Meeresgrund in Verbindung kämen. Ausdrücklich genannt werden Fischer und Arbeiter, die beim Bau von Offshore-Anlagen eingesetzt werden.

Eine Gefährdung des Verbrauchers durch möglicherweise verseuchte Fische und Meeresfrüchte sei „nach derzeitigem Kenntnistand als äußerst unwahrscheinlich einzuschätzen“, heißt es weiter. Allerdings werde die Meereswelt auf die Gefahren durch Kampfstoffe und deren Auswirkungen bisher auch nicht dauerhaft überwacht.