Die Gefahr vor Neuinfektionen mit EHEC wird auch künftig bestehen. E-Coli-Bakterien, zu denen auch der Darmkeim zählt, kombinierten ihre Gene immer wieder neu

Berlin/Boizenburg. Die Gefahr vor Neuinfektionen mit dem gefährlichen Darmkeim EHEC wird auch künftig bestehen. "Wir werden weiterhin Fälle von EHEC haben", sagte der Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), Andreas Hensel, gestern in Berlin. E-Coli-Bakterien, zu denen auch EHEC zählen, kombinierten ihre Gene immer wieder neu, "so wie sie es auch die letzten Zehntausende von Jahren gemacht haben". So könnten neue Erreger entstehen. Weitere Fälle verliefen aber möglicherweise nicht epidemisch.

Hensel zufolge wird die Erkrankungswelle in Deutschland weiter abebben. Ob der Erregertyp damit aber erledigt sei, könne er derzeit nicht vorhersagen. Das BfR sei sich aber ziemlich sicher, dass bei der Identifizierung des Sprossenhofes im niedersächsischen Bienenbüttel eine Quelle gefunden worden sei, die zumindest eine große Anzahl der Erkrankungen in Norddeutschland erklären könne.

Um über die Lage der Gemüsebauern und -händler nach der EHEC-Krise zu beraten, sind gestern Vertreter aus sechs norddeutschen Bundesländern in Boizenburg zusammengekommen. Dabei sollte es auch um mögliche Entschädigungen gehen. Nach Angaben von Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) haben betroffene Betriebe mit bis zu 70 Prozent Umsatzrückgang zu kämpfen. Backhaus sagte, er freue sich über die Zusicherung der EU, Entschädigungen zu zahlen, verstehe aber nicht, dass man auch in Süddeutschland jetzt "um jedes Radieschen klagt".

Hamburg verlangte eine Erweiterung der Entschädigung. "Wir fordern, dass die von der EU ausgewiesenen Entschädigungszahlungen in der Produktpalette nicht nur auf Kopfsalat, Tomaten und Gurken beschränkt bleiben", sagte der Abteilungsleiter für Agrarwirtschaft in der Hamburger Wirtschaftsbehörde, Rainer Wujciak. Es müsse eine Erweiterung auf alle Salatarten und Sprossen vorgenommen werden. Bei Hamburger Gemüsebauern, die von den Entschädigungen nicht profitierten, belaufe sich der Schaden wöchentlich auf 60 000 Euro. Insbesondere seien Betriebe betroffen, die Feldsalat und Rucola anbauten.

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