Berlin. Die Angst vor einer Atomkatastrophe in Japan weckt bei vielen die Erinnerung an den GAU von Tschernobyl vor 25 Jahren: Während eines Tests explodiert am 26. April 1986 in dem ukrainischen Kraftwerk der Reaktor Nummer 4, eine riesige radioaktive Wolke entweicht. Die sowjetischen Behörden alarmieren die Bevölkerung zunächst nicht und treffen auch keine angemessenen Schutzvorkehrungen für die Einsatzkräfte vor Ort. Der Unfall wird erst öffentlich, als in Nordeuropa erhöhte Radioaktivität gemessen wird. Da ist es für viele Helfer und Anwohner schon zu spät.

Die Zahl der Opfer der bisher größten Atomkatastrophe der Welt ist umstritten. Nach halbamtlichen Angaben sterben mehr als 25 000 Menschen. Nichtregierungsorganisationen gehen dagegen von Hunderttausenden Todesopfern aus, vor allem in den damaligen Sowjetrepubliken Ukraine, Weißrussland und Russland. Allein in der Ukraine gelten noch heute 2,3 Millionen Menschen offiziell als "von der Katastrophe betroffen", beispielsweise durch höhere Krebsraten.

Die durch das Unglück freigesetzte Strahlung ist 200-mal so hoch wie die der Atombombe auf Hiroshima. Auf der Internationalen Bewertungsskala für atomare Ereignisse (INES) wird Tschernobyl auf der höchsten Stufe sieben und damit als "katastrophaler Unfall" eingeordnet. Es ist das bisher einzige Mal, dass diese Stufe erreicht wurde. Drei Stufen niedriger werden bisher die Probleme in Japan eingestuft - offiziell handelt es sich damit um einen einfachen "Unfall".