Viele Begriffe der Kiezsprache stammen aus einer vergangenen Welt. "Gerade deshalb muss man sie unbedingt erhalten, weil sie sonst für immer verloren gehen," meint Sprachforscher Dr. Klaus Siewert. Hier einige Wörter und Wendungen aus der zweiten Auflage seines Buches über die Sprache im Milieu von St. Pauli:

Abbalzen: Prostituierte einem anderen Zuhälter abwerben

Abwackeln: eine lästige Arbeit mit spaßiger Miene erledigen

Baracken-Elvis: Nach den 1943er-Kriegsjahren in Baracken wohnender Mensch, der sich piekfein kleidete

Barmbekbasch: ein mit allen Wassern der forschen Großstadtjugend gewaschener Bursche (nach dem dicht besiedelten Stadtteil)

Betanken: jemanden betrunken machen

Billbräu: schlechtes Getränk (nach einer alten Hamburger Biermarke)

Dampfer: ein guter Gast, weil er mit einem Dampfer und nicht mit der Straßenbahn oder zu Fuß kam

Eintagsfliege: Gast oder Freier, der nur selten kommt

Freudenhausbeleuchtung: schlechte, dämmrige Beleuchtung

Häkeln: herausfingern, etwa beim Taschendiebstahl

Holzpyjama: Sarg

Katze: Geldbörse

Laumichel, Laumann: Faulenzer

Löschen, abtanken: trinken, erledigen

Musik: Martinshorn des Polizeiwagen

Oberförster: Höherrangiger Polizist in Uniform, nicht vom Kiez, daher unerfahren

Pauker: Geschäftsfreund

Schlachten: jemanden geschäftlich ausnehmen

Salontreter: Freier, der nur guckt

Schultz: Es ist jetzt schultz (Bedeutung: es gibt nichts mehr, der Ausschank ist beendet (in Anlehnung an die Aufgabe des Dorfschulzen, die Sperrstunde zu überwachen)

Sengelmann: bei Sengelmann über die Mauer gefallen (Bedeutung: geistig gestört, nach Pastor Sengelmann von den Alsterdorfer Anstalten)

Stall: Aus welchem Stall kommt sie? (Bedeutung: Bei welchem Zuhälter arbeitet sie?)

Steher: zäher Geschäftspartner

Strom: Der steht unter Strom (Bedeutung: ein Risiko-Typ, auch: Betrunkener, steht unter Drogen)

Terpentinblick: gieriger, möglicherweise auch entkleidender Blick

Toller Zwirn: toller Mann

Turm: bestimmte Räume im Erdgeschoss in Santa Fu

Vermachen: Er hat es mir vermacht, (Bedeutung: Ich habe es gestohlen.)