Der kluge Krake baut vor: Wissenschaftler haben in Indonesien einen Oktopus entdeckt, der Kokosnussschalen einsammelt und zur späteren Verwendung als Behausung mitnimmt. Dieses ungewöhnliche Verhalten werten die australischen Forscher als ersten Hinweis darauf, dass wirbellose Tiere zum Werkzeug-Gebrauch fähig sind. Julian Finn und Mark Norman vom Museum Victoria in Melbourne veröffentlichten ihre Erkenntnisse in der Fachzeitschrift "Current Biology".

Bei Forschungsaufenthalten auf Sulawesi und Bali filmten sie Ader-Kraken (Amphioctopus marginatus) dabei, wie sie halbierte Nussschalen vom Meeresgrund aufsammelten, sie unter ihrem Körper bis zu 20 Meter weit transportierten und an anderer Stelle zwei Schalenhälften zu einem kugelförmigen Versteck zusammensetzten. "Ich war geplättet", berichtete Finn, der sich als Biologe auf Kopffüßer spezialisiert hat. "Ich habe schon viele Kraken gesehen, die sich in Schalen verstecken, aber noch nie einen, der sich eine greift und damit über den Meeresgrund spaziert."

Oktopoden benutzen häufig Fundsachen als Versteck. Bemerkenswert fanden die Forscher aber, dass der Ader- oder Kokosnuss-Krake einen Schritt weiter geht und die Schalen säubert, wegträgt und andernorts zu einer Art Schutzhütte zusammenfügt. Finn erkennt darin ein Beispiel von Werkzeuggebrauch, wie es bei Wirbellosen bislang noch nie nachgewiesen wurde. "Im Unterschied zum Einsiedlerkrebs schützen die Schalen den Oktopus nicht, während er sie transportiert", erklärte Finn. "Das Einsammeln zur späteren Verwendung ist so ungewöhnlich."

Die Wissenschaftler nehmen an, dass die Kraken ursprünglich Muschelschalen benutzten, bis der Mensch begann, Kokosnüsse aufzuschlagen und die Schalen ins Meer zu werfen. Das Umschwenken auf das neue Material zeige, zu welch komplexem Verhalten die Tiere fähig seien, sagte der Tropenbiologe Simon Robson.