Ein höherer Kohlendioxidgehalt lässt Bäume besser wachsen. Aber der Nährstoffanteil sinkt - Gefahr für Koalas.

Der Eisbär ist längst zum Symbol als Opfer des Klimawandels geworden. Aber auch andere bekannte Tiere (und Pflanzen) geraten durch die Erwärmung in Gefahr, betont die Weltnaturschutzunion IUCN. Sie stellt den Bären zehn weitere Symbolarten zur Seite, die für unterschiedliche Klimarisiken stehen - vom Koala über die Lederschildkröte bis zum Clownfisch.

Koala

Vieles spricht dafür, dass Australiens Wappentier in Zukunft Hunger leiden muss. Die Beuteltiere ernähren sich ausschließlich von Eukalyptusblättern. Da diese sich von Natur aus mit Tanninen gegen Fressfeinde wehren, ist das Laub nahezu unverdaulich. Auch Koalas können nur ein paar Dutzend der mehr als 600 Eukalyptusarten nutzen. Und sie müssen täglich etwa ein Pfund Blätter fressen, um mit der kargen Nahrung auszukommen.

Der höhere Kohlendioxid-Gehalt der Luft lässt die Bäume zwar besser wachsen, aber gleichzeitig sinkt der Nährstoffgehalt der Blätter. Noch ist unklar, ob die Koalas den Mangel ausgleichen können werden, indem sie noch mehr fressen oder beim Laubfraß noch wählerischer werden. Gegen ein zweites Klimarisiko sind die trägen Tiere auf jeden Fall machtlos: Zunehmende Trockenheit (geringere Niederschläge, höhere Verdunstungsraten) begünstigt Buschfeuer, die den Koalas Lebensraum und Nahrung nehmen. Und sie zwingt die Beuteltiere öfter auf den Boden, um Wasser zu trinken. Dort treffen sie auf ihre Hauptfeinde: Jährlich werden um die 4000 Koalas durch Hunde und Autos getötet.

Lederschildkröte

Die größte aller Schildkrötenarten wird voraussichtlich Probleme beim Brüten bekommen. Die fast zwei Meter großen, um die 500 Kilogramm schweren Weibchen graben mehrfach in einer Brutsaison Löcher in den Sandstrand und legen jeweils um die 100 Eier ab. Die durchschnittliche Sandtemperatur während der 60-tägigen Brut entscheidet darüber, ob aus den Eiern weibliche oder männliche Schildkröten schlüpfen. Da wärmere Temperaturen die Entwicklung von Weibchen begünstigen, befürchten Experten einen Männchenmangel bei zukünftigen Lederschildkröten-Populationen. Die Art gilt bereits heute als stark bedroht.

Wie alle Meeresschildkröten kehrt das Reptil immer an denselben Brutstrand zurück - und bekommt ein Problem, wenn der steigende Meeresspiegel oder eine zunehmende Sturmintensität den Strand erodiert haben. Zwar ist die Lederschildkröte hier etwas flexibler als andere Arten, was die Anpassung an neue Bedingungen erleichtert. Aber sie muss dazu die Chance erhalten, in etwas kühleren Regionen unberührte, zumindest unbebaute Sandstrände zu finden.

Clownfisch und Steinkorallen

Der Clownfisch "Nemo" hatte im Kinofilm viele Abenteuer zu überstehen, bis er schließlich wieder in seiner Seeanemone glücklich wurde. Der echten Verwandtschaft (insgesamt 28 Arten) könnte es ähnlich ergehen. Die Tiere heißen auch Anemonenfische, weil sie in einer Symbiose mit speziellen Seeanemonen leben: Der Fisch kann zwischen den ansonsten giftigen Tentakeln leben, die ihm Schutz vor Feinden bieten. Im Gegenzug schützen die Fische die Blumentiere vor Attacken durch Anglerfische und Meeresschildkröten, die ebenfalls gegen das Gift immun sind.

Die Seeanemonen wachsen nur auf riffbildenden Korallen - und die leiden zunehmend unter den steigenden Wassertemperaturen und der Versauerung der Meere. Deshalb präsentiert die IUCN die Acroporen, die artenreichste Familie der Steinkorallen, ebenfalls als eines der zehn potenziellen Klimaopfer.

Der Rückgang der Korallen nimmt den Clownfischen Lebensräume. Zudem verwirrt das saurere Wasser den Geruchssinn der Fische. Mit ihm finden sie nach Kurztrips im offenem Wasser zu "ihrer" Seeanemone zurück. Junge Clownfische suchen mithilfe der chemischen Geruchssignale der Blumentiere eine neue Heimat. Sie müssen umziehen, um Inzucht innerhalb der Clownfischgruppe, die in ein und derselben Seeanemone lebt, zu vermeiden.

Beluga-Wal

Die weißen Wale der Arktis stehen für Tierarten, die ohnehin schon unter menschlichen Einflüssen leiden. Sie werden traditionell von den Ureinwohnern Alaskas und Grönlands bejagt. Doch noch haben sie von Menschen ungestörte Refugien, in die sie sich zurückziehen können: Die Wale fühlen sich sogar unter weitgehend geschlossenen Eisdecken wohl. Dort können sie ihrem Hauptfeind, dem Orca, entfliehen.

Nun schmilzt die eisige Deckung dahin. Neben den Orcas dringen die Menschen weiter in den Norden vor, gefährden die Belugas durch Schiffsverkehr, Öl- und Gasexploration, Fischerei. Die Tiere verenden bei Schiffskollisionen, Schadstoffe setzen ihnen zu. Und sie leiden unter Lärm. Belugas haben ein großes Repertoire an Lauten, sie pfeifen, kreischen, zirpen, kommunizieren mit Klicktönen - und werden deshalb auch "Kanarienvögel des Meeres" genannt.

Andere Polarbewohner

Wie die Eisbären leiden auch Ringelrobben und Kaiserpinguine unter dem Abschmelzen des Meereises. Der in der Tundra lebende Polarfuchs hat dagegen vor allem den rotbefellten Verwandten aus südlicheren Regionen zu fürchten. Rotfüchse sind erfolgreichere Jäger und ziehen allmählich nordwärts. Lachse, auf der Nordhalbkugel von der Arktis bis in subtropische Breiten zu finden, müssen in den nördlicheren Regionen mit veränderten Bedingungen in ihren Laichgewässern zurechtkommen. Denn dort setzt die Schneeschmelze früher und heftiger ein. Die Schmelzwasserfluten verändern die Gestalt von Flussbetten und führen dazu, dass im Sommer tendenziell weniger Wasser die Bäche hinunterfließt.

Kränkelnde Pflanzen

Pflanzen haben es besonders schwer, sich dem Wandel anzupassen. Sie sind mit ihrer Heimat fest verwurzelt, können nicht in Gebiete mit günstigeren Lebensbedingungen auswandern. Als Beispiel wählte die IUCN den Köcherbaum, ein Aloegewächs der südafrikanischen Namibwüste. Seine Nachkommen müssten allmählich weiter südlich Wurzeln schlagen. Doch bislang haben sich dort noch keine neuen Bestände gebildet.