Royaler Glanz für einen völlig neuen Kraftwerkstyp: Die norwegische Prinzessin Mette-Marit (36) nimmt heute in der Nähe von Oslo das weltweit erste Osmose-Kraftwerk in Betrieb. Mit der Pilotanlage will der staatliche Energiekonzern Statkraft testen, wie sich aus dem Druckgefälle zwischen Süß- und Salzwasser Energie gewinnen lässt. "Wir sind stolz, dass wir in einer Zeit mit großen Klimaherausforderungen eine erneuerbare Energiequelle präsentieren können, die noch nie genutzt wurde", sagte Konzernchef Bård Mikkelsen.

In der Anlage in Tofte am südwestlichen Ausgang des Oslofjords strömt Süßwasser durch eine große, in Röhren aufgerollte Membran, um Salzwasser auf der anderen Seite zu verdünnen. Dabei entsteht im Salzwasser ein Überdruck, der die Turbine antreibt und so Strom erzeugt. Das physikalische Prinzip entspricht dem einer verdorbenen Kirschernte: Die reifen Früchte platzen im Regen, weil Wasser in die zuckergesättigte Frucht hineinströmt. So steigt der Druck im Inneren, bis die Haut reißt. Der neue Kraftwerkstyp könnte überall arbeiten, wo Süß- auf Salzwasser trifft, etwa an Flussmündungen.

Statkraft hofft, bis zum Jahr 2015 eine kommerzielle Anlage in Betrieb zu nehmen. Noch aber geht es um einen Testbetrieb. Das Versuchskraftwerk hat eine Leistung von 2000 bis 4000 Watt - gerade genug, um eine Herdplatte zu heizen. Das Süßwasser wird zunächst mit Filtern gereinigt, damit das Herzstück der Anlage, die extrem feine Membran, nicht verstopft. Das Hightech-Produkt haben Wissenschaftler des GKSS-Forschungszentrums in Geesthacht mitentwickelt; es ist ein Vorzeige-Produkt des dortigen Instituts für Polymerforschung.

Der norwegische Auftraggeber plant schon den nächsten Schritt: Ein großes Osmose-Kraftwerk könnte etwa 10 000 Haushalte versorgen, heißt es. Die größte Herausforderung bleibt dabei die Membran. Sie muss genügend Wasser passieren lassen und gleichzeitig einen möglichst hohen Druck aufbauen.