Eine Erholung nach einer Rückenmarksverletzung ist womöglich noch lange Zeit nach einer Verletzung erreichbar. Zumindest bei Ratten lässt sich die Regeneration der Nervenbahnen des zentralen Nervensystems auch sehr viel später noch ankurbeln. Selbst weit mehr als ein Jahr nach der Schädigung schafften es US-Forscher, bei an der Sinneswahrnehmung beteiligten Nervenfasern (Axonen) Regenerationsprozesse in Gang zu bringen. Dazu war es notwendig, eine Reihe von Ansätzen zu kombinieren, berichten sie im Fachblatt "Neuron".

"Die gute Nachricht ist: Wenn Axone aufgrund einer Verletzung des Rückenmarks durchtrennt wurden, können sie überredet werden, sich zu regenerieren, wenn eine Kombination von Therapien angewandt wird", erläutert Mark H. Tuszynski von der University of California in San Diego. "Das chronisch verletzte Axon ist nicht tot."

Eine Reihe von Mechanismen verhindert im Normalfall die Regeneration verletzten Nervengewebes. Selbst unter idealen Laborbedingungen ist das regenerative Wachstum von Axonen eine komplexe Angelegenheit und erfordert die Kombination dreier Dinge: einer zellulären Brücke in die verletzte Region, spezieller Wachstumsfaktoren, die die Nervenfasern in die richtigen Bereiche leiten, sowie eines Stimulus, der bestimmte Regenerationsgene in den verletzen Nervenzellen anschaltet. Mit einer Therapie, die auf dieser Kombination basierte, gelang es den Forschern, bei Ratten mit Rückenmarksverletzungen im Bereich der Halswirbelsäule erfolgreich eine Regeneration des Nervengewebes anzuregen.