Sollte der spektakuläre Versuch erfolgreich sein, könnte der Erdtrabant als Tankstelle auf dem Weg zum Mars dienen.

Um 13.31 Uhr deutscher Zeit schlug zunächst die zwei Tonnen schwere Raketenstufe "Centaur" als rund 9000 Kilometer pro Stunde schnelles Geschoss in den eisigen Mondkrater Cabeus ein. Vier Minuten später folgte die Sonde "LCROSS" (Lunar Crater Observation and Sensing Satellite) selbst. Zuvor hatte sie die durch den Aufschlag aufgewirbelte Staubwolke analysiert und die Daten zur Erde gefunkt.

Sichtbar war die Trümmerwolke, die sich am Südpol erheben sollte, nicht. Gleichwohl spricht die US-Raumfahrtbehörde von einer erfolgreichen Mission. Sie möchte mit diesem Kamikaze-Akt klären, ob es Wasser auf dem Erdtrabanten gibt. Denn sollte die bei dem Doppelschlag herausgeschleuderte Teilchenwolke auch nur geringste Spuren von Wasser enthalten, wären diese spektroskopisch nachzuweisen.

"Wasser erlaubt Leben", kommentierte Thomas Kraupe, Direktor des Planetariums Hamburg. "Wenn man das Eis, und nur in diesem Zustand kann es Wasser auf dem Mond geben, verflüssigen könnte, dann könnte man den Mond als Tankstelle für Missionen zum Mars nutzen." Denn Mondwasser könnte dann in seine chemischen Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt werden und als Quelle für Atemluft oder Raketentreibstoff genutzt werden. Davon träumten zumindest die Nasa-Ingenieure, so Kraupe.

In den 65 Mondmeteoriten, die aus unterschiedliche Herkunftsregionen des Mondes stammen und auf der Erde analysiert wurden, fand sich bislang kein Wasser. "Die sind so staubtrocken, die haben nicht einmal in ihren Mineralien den Hauch von Wasser", sagt Prof. Jochen Schlüter, Leiter des Mineralogischen Museums an der Universität Hamburg. Er sei sehr gespannt, ob die Sonde wirklich Wasser aufspüren wird, so der international anerkannte Experte für Meteorite.

Die Sonden, die bislang den Mond umkreist und deren Oberfläche fotografiert haben, haben immer wieder Signaturen von Wasserstoff entdeckt, vor allem in den schattigen Regionen der Pole. Denn nur hier ist es so kalt, dass das Wasser als Eis erhalten bleiben könnte. Auf dem Boden des zweieinhalb bis vier Kilometer tiefen Kraters, in dem jetzt die Nasa-Geschosse einschlugen, ist es stets bitterkalt. Er wird nicht von der Sonne beschienen und so können die Temperaturen auf bis zu minus 240 Grad Celsius fallen. In der Eiseskälte dieser sogenannten Permanenten Schattenregionen (PSR) könnte sich somit gefrorenes Wasser erhalten haben, das womöglich durch Kometen auf den Mond gelangt ist, vermuten Mondforscher. Deshalb nahm die Sonde "LCROSS" Ziel auf diese Mondregion.

Gestartet war die Sonde am 18. Juni 2009 zusammen mit dem "Lunar Reconnaissance Orbiter" (LRO), der nun den Mond umkreist, an Bord einer Atlas-Rakete gestartet und vier Monate durch den Weltraum gereist.

"Wir haben die "LCROSS"-Mission drei Jahre vorbereitet und sie hat 79 Millionen Dollar (knapp 54 Millionen Euro, Anm. d. Red.) gekostet, und dann ist sie binnen Minuten vorbei, das sei schon komisch", kommentierte Projekt-Forscher Anthony Colaprete. Die Auswertung der Daten werde sicherlich mehrere Wochen dauern. Erst dann wird sich zeigen, ob der Mond wirklich als Tankstelle taugt. "Aber auch wenn wir kein Wasser finden, ist das ein Erfolg. Denn dann haben wir endlich Klarheit."

Eine Enttäuschung erlebten all die Erdbewohner, die den Einschlag auf dem Erdtrabanten verfolgen wollten. An verschiedenen Orten waren Moon-Partys organisiert worden. Doch für die Erdbewohner blieb die spektakuläre Mondshow aus. Bleibt zu hoffen, dass nicht auch spektakuläre Ergebnisse ausbleiben.