Die Nobel-Saison begann mit Preisvergabe für Medizin. Die Preisträger werden von der Nachricht immer wieder überrascht.

Stockholm/Hamburg. Mit der Verleihung des Nobelpreises für Medizin an die US-Australierin Elizabeth Blackburn und die beiden US-Forscher Carol W. Greider und Jack W. Szostak begann am Montag die Nobel-Saison. Die drei Forscher werden für ihre Entdeckung eines Enzyms ausgezeichnet, das den im Zellkern befindlichen Chromosomen „ewige Jugend“ ermöglicht, wie das Nobelpreis-Komitee am Montag in Stockholm bekanntgab.

Am Dienstag folgt der Nobelpreis für Physik, am Mittwoch für Chemie. Am Donnerstag wird der Nobelpreis für Literatur vergeben, einen Tag später der Friedensnobelpreisträger verkündet. Am darauffolgenden Montag wird der Nobelpreis für Wirtschaft vergeben. Den Medizin-Nobelpreis erhielt im vergangenen Jahr der deutsche Krebsforscher Harald zur Hausen.

"Un-noble" Preise für skurrile Forschung

Die Preisträger werden entweder zu nachtschlafender Zeit über das Telefon über den Preis informiert oder bei der Rückkehr vom Einkaufen ist das eigene Haus von Journalisten und Fotografen umzingelt. Die Bekanntgabe trifft die Gewinner oft völlig unvorbereitet. Das dürfte auch in den kommenden Tagen wieder der Fall sein, denn weder für den Friedensnobelpreis noch für den Literaturnobelpreis gibt es in diesem Jahr klare Favoriten.

Das Nobel-Komitee gab sich wortkarg wie immer vor den mit Spannung erwarteten Verkündungen. Beim Friedensnobelpreis gibt es im Gegensatz zu früheren Jahren keine klaren Favoriten. Angesichts der Rekordzahl von 205 Kandidaten macht das die Spekulationen nur schwieriger. Experten gehen allerdings davon aus, dass das Komitee sich eher für einen "traditionellen" Gewinner entscheiden wird, nachdem in den vergangenen Jahren auch Engagement für den Umweltschutz und gegen den Klimawandel gewürdigt wurden. 2008 wurde der finnische Ex-Präsident und Uno-Vermittler Martti Ahtisaari mit dem Friedensnobelpreis geehrt.

Unter den diesjährigen Kandidaten für den Friedensnobelpreis sind US-Präsident Barack Obama und der französische Staatschef Nicolas Sarkozy. Dass sie auf der Liste stehen, sagt aber noch nichts über ihre Chancen auf eine Auszeichnung aus. Auch die kolumbianische Ex-Geisel Ingrid Betancourt, der chinesische Dissident Hu Jia und die Koalition für das Verbot von Streubomben sind unter den Kandidaten, ebenso Denis Mukwege, Gründer des Panzi-Krankenhauses in der Demokratischen Republik Kongo, in dem hunderttausenden Frauen geholfen wird, die die Folgen sexueller Gewalt verkraften müssen.

Beim Literaturnobelpreis wäre nach Ansicht von Experten in diesem Jahr mal wieder ein Dichter an der Reihe. Gehandelt werden der schwedische Poet Tomas Transtroemer, der Syrer Adonis und der Südkoreaner Ko Un. Einige setzen auf den peruanischen Dichter Mario Vargas Llosa, beim Online-Wettbüro Ladbrokes ist der Israeli Amos Oz klarer Favorit. Die kanadische Autorin Margaret Atwood sowie die US-Schriftsteller Philip Roth und Joyce Carol Oates werden jedes Jahr wieder genannt. Im vergangenen Herbst wurde der französische Schriftsteller Jean-Marie Gustave Le Clezio mit dem begehrten Preis ausgezeichnet.

Bei den Nobelpreisen für die Wissenschaftsfelder Medizin, Physik, Chemie und Wirtschaft dominierten in den vergangenen Jahren US-Forscher das Feld. Vergangenes Jahr wurde der deutsche Krebsforscher Harald zur Hausen mit dem Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet. Er hatte nachgewiesen, dass das Humane Papilloma-Virus (HPV) Gebärmutterhalskrebs auslöst.

Bis zu dem Anruf aus Stockholm sei es ein ganz normaler Morgen gewesen, sagte zur Hausen. Die Nachricht habe ihn dermaßen elektrisiert, dass er sogar vergessen habe, seine Krawatte umzubinden. Der deutsche Volkswirt Reinhard Selten, der 1994 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhielt, dachte zuallererst an einen Einbruch, als er vom Einkaufen zurückkam und sein Haus von Fotografen und Journalisten umzingelt sah.