Wir haben die Jahreskapazität an Rohstoffen und Energie verbraucht und die Natur mit Abfallprodukten (inklusive Treibhausgasen) belastet.

Der 25. September ist der diesjährige Stichtag, an dem die Menschheit ökologisch rote Zahlen schreibt. Sie hat bereits so viele Rohstoffe verbraucht und die Natur mit Abfallprodukten (inklusive Treibhausgasen) belastet, dass die biologische Jahreskapazität, sich zu regenerieren, erschöpft ist. Bis zum Jahresende muten die Menschen dem Planeten nun mehr zu, als er produzieren und "verdauen" kann, sie machen Umweltschulden. Den Tag, an dem die Überschuldung beginnt, ermittelt alljährlich das Global Footprint Network (GFN), ein Netz aus Wissenschaftlern, das den Umweltverbrauch der einzelnen Länder hochrechnet und zusammenträgt.

Seit Mitte der 80er-Jahre schreibt die Menschheit alljährlich ökologisch rote Zahlen. Derzeit bräuchte sie 1,4 Planeten, um ihren Energie- und Rohstoffhunger zu stillen, ohne dass die Ressourcen schwinden, und um genug biologische Helfer zu haben, die Abgase, Abfall und Abwasser in Nährstoffe zurückverwandeln oder zumindest unschädlich machen. Die dafür benötigte Fläche an produktivem Land und Meeren wird als ökologischer Fußabdruck bezeichnet. Er ist die Maßeinheit für die Belastung des Planeten und kann für Staaten und Städte, für Wirtschaftsbranchen oder einzelne Industrieprojekte errechnet werden.

Bislang kam der Tag der Öko-Überschuldung jedes Jahr ein bisschen früher. Der ökologische Fußabdruck folgt dem Wachstum des Bruttosozialprodukts, stieg im Schnitt ein bis zwei Prozent weniger stark an als die Weltwirtschaftsleistung. Die globale Krise führte dazu, dass er 2009 erstmals (zwei Tage) später liegt als im Vorjahr. Dennoch sieht Jürgen Knirsch von Greenpeace keine Trendwende: "Um den Fußabdruck der Menschheit zu ermitteln, ist eine große Datenmenge nötig. Wir wissen immer mehr, aber wir handeln nicht danach."

Deutschland bräuchte zwei Erden, um den hierzulande verursachten Umweltverbrauch auszugleichen. Der Sektor Ernährung mache 35 Prozent des Fußabdrucks aus, so Knirsch, Energie- und Materialverbrauch beim Wohnen steuern ein Viertel bei, der Verkehr 22 Prozent, Konsum (ohne Ernährung) 18 Prozent. Oftmals geschehen die Umweltbelastungen im Ausland, wie der Wasserverbrauch beim Anbau der importierten Lebensmittel. Der Fußabdruck eines jeden Deutschen beträgt 4,2 Hektar - 2,1 Hektar wären erdverträglich. Da mag es kaum trösten, dass die US-Bürger alljährlich 9,4 Hektar in Anspruch nehmen.

Der größte Einzelposten der ökologischen Verschuldung ist der Ausstoß von Kohlendioxid (Carbon Footprint). Er macht die Hälfte des globalen Fußabdrucks aus. Die Fläche hat sich seit 1961 verzehnfacht. Kein Wunder also, dass die Atmosphäre und die Ozeane längst nicht in der Lage sind, das zusätzliche CO2 in ihre Kohlenstoffkreisläufe einzuspeisen. Deshalb sammelt sich das nur in geringen Spuren vorkommende Gas allmählich in der Atmosphäre an und trägt maßgeblich zum Treibhauseffekt bei, der den Planeten erwärmt.

Effektiver globaler Klimaschutz sei deshalb der Schlüssel, um den ökologischen Fußabdruck zu verkleinern, betont GFN. Nur mit ihm käme die Welt aus ihrer ökologischen Schuldenfalle heraus.